Overloadsituationen und -reaktionen

Sensorische Überempfindlichkeit führt leicht zu sensorischer und/oder emotionaler Überreizung. Overload genannt. Bei mir gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, wie sich ein Overload reaktionsmäßig ausdrückt:

Typ I.: stereotyp und hyperaktiv (harmlosere aber auffälligere Variante)
Typ II.: Rückzug von der Welt, Sprache verlieren, meist noch Panik (grauenhafte Variante)

Ausgelöst wird ein Overload beispielsweise durch laute Dauergeräusche, überall um mich herum durcheinandergehende Gesprächsfetzen, Lichtflackern, viele Menschen, etc. sowie auch oft durch harmlos scheinende Fragen oder Bemerkungen an mich, die dann ein inneres Chaos auslösen können, aus dem mein Hirn keinen Ausweg findet - letzteres, nämlich die Erwartungshaltung der Menschen ist es, was meistens die grauenhafte Variante auslöst, während 'rein' sensorischer Overload ohne emotionale Druckkomponente oft nur die harmlosere Variante auslöst, aber auch durch eigene Emotionen zur zweiten Variante aufgeschaukelt werden kann.

Ankündigen tut sich ein bevorstehender Overload immer durch stärker werdende Nervosität, verstecktes verschließen der Sinnesorgane (Augen schließen, Ohren zuhalten oder mit Ohrenstöpseln verschließen) und unkoordiniertere Grobmotorik (Schwierigkeiten, die Beine zu sortieren, verdrehen von Satzteilen beim Sprechen, häufigeres Stolpern und gegen Ecken laufen, ... )

Welche Art von Overload ausgelöst wird, hängt aber nicht nur von den Stimuli (Reizen) ab, sondern auch davon, wie ich meine Umgebung einschätze. Wenn ich meine, daß diese tolerant und akzeptierend genug ist, kann ich 'manchmal' (selten) die zweite Variante vermeiden und auf die erste umleiten.

genauere Beschreibungen:

zu Typ I.: die sensorischen Reize hämmern auf mein Gehirn ein, durchschlagen den absoluten Filter (siehe: Multitaskingunfähigkeit) und ich versuche alle Reize abzublocken - wie oben beschrieben durch Augen schließen, Ohren verstopfen etc.. Aus irgendeinem Grunde werdeich total unruhig und fange an mit den Händen zu flattern, zu schaukeln, mit den Füßen zu zappeln, herumzugehen, auf Gegenstände zu klopfen, Körperteile zu beklopfen, manchmal sogar Schmerzreize zufügen etc.. Der Energielevel steigt immer weiter an, und ich muß ihn abbauen. Die Stereotypien dienen in diesem Falle dazu, die akustischen und/oder visuellen Reize abzublocken und durch selbsterzeugte Alternativreize zu überlagern. Diese Alternativreize sind fast immer taktiler Natur - über die Haut aufgenommene Reize.

zu Typ II.: die sensorischen Reize und/oder die Erwartungshaltung anderer, der emotionale Druck von innen, die Erwartungen zu erkennen und 'irgendwie' darauf eingehen zu können hämmern auf das gesamte Nervensystem ein, welches versucht einen Ausweg zu ermitteln. Schlußendlich bleibt ihm aber nur noch selbständig alle Reize abzublocken --> System Shutdown (nachdem ich meist selber das vorher schon vergeblich versucht habe durch verschließen). Dies ist dann die Situation, daß ich die Sprache verliere, selbst wenn ich von innen heraus schreien wollte, es dringt nichts mehr durch. Manchmal war es schon so, daß ich noch fähig war, unter Überlistung meiner Selbst irgendwie ein paar Dinge aufzuschreiben. Dieses "Schreiben" geht sehr mühsam und langsam, und jeder Buchstabe muß einzeln gedacht und 'gemalt' werden, damit ein Teil von mir nicht mitbekommt, was der andere gerade tut - nämlich sich selbst offenbaren. Es ist fast so eine Art Selbst-"gestützte-Kommunikation".
Ich werde durch die Selbsterhaltungsmechanismen meines komischen Gehirns in tiefste Winkel meiner Selbst zurückgedrängt und dort festgehalten - weswegen auch oft noch Panik hinzukommt, denn es ist ein inneres abgeschottetes Gefängnis.

© Diana, Oktober 2002, modifiziert März 2003

Kommentarbox: