Asperger Syndrom
Stephen Bauer, M.D.,M.P.H.


Einführung:
Asperger Syndrom (auch genannt Asperger Störung) ist eine relativ neue Kategorie einer Entwicklungsstörung, die Bezeichnung ist erst in den letzten fünfzehn Jahren verbreiteter in Gebrauch. Obwohl eine Gruppe Kinder mit diesem klinischen Bild ursprünglich in den vierziger Jahren sehr genau beschrieben worden ist von dem Wiener Kinderpsychiater Hans Asperger, ist das Asperger Syndrom (AS) erst in der vierten Edition, 1994, des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM IV) aufgenommen worden. Da es erst wenige zusammenfassende Forschungsartikel in der medizinischen Literatur dazu gibt, und weil AS wahrscheinlich verbreiteter ist, als ursprünglich angenommen, wird diese Erörterung sich bemühen, das Syndrom einigermaßen detailliert zu beschreiben, und einige Vorschläge unterbreiten, wie damit umgegangen werden kann. Schüler mit AS sind gewöhnlich auf Regelschulen zu finden, allerdings meist nicht oder falsch diagnostiziert, was diese Sache einigermaßen wichtig werden läßt für erzieherisches Personal, wie auch für Eltern.
Asperger Syndrom ist die Bezeichnung für das mildeste und am höchsten funktionelle Ende dessen, was bekannt ist unter dem Namen ‘Spektrum der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen’ (oder Autismusspektrum). Wie bei allen anderen Zuständen entlang des Spektrums wird vermutet, daß es sich um eine neurologisch fundierte Störung handelt, mit meist unbekannten Ursachen, die sich in Abweichungen oder Abnormalitäten bezüglich dreier, weitgefasster Kategorien der Entwicklung untergliedert: soziale Zusammenhänge und soziale Fertigkeiten, den Gebrauch der Sprache als Kommunikationsmittel, und bestimmte Verhaltens- und stilistische Charakteristika, beinhaltend repetitive und beharrende Verhaltensmerkmale und begrenzte, jedoch intensive Interessenbereiche. Es ist das gemeinsame Vorkommen dieser drei Kategorien von Fehlfunktion, die jeweils leicht bis schwer betroffen sein können, die klinisch alle tiefgreifenden Entwicklungsstörungen definieren, von AS bis hin zum klassischen Autismus. Obwohl die Vorstellung eines Kontinuums von PDD (Pervasive Developmental Disorders = tiefgreifende Entwicklungsstörungen) entlang einer einzelnen Dimension sehr hilfreich ist für das Verständnis der klinischen Ähnlichkeiten der Zustände entlang des Spektrums, ist es dennoch nicht sicher, daß das Asperger Syndrom einfach eine mildere Ausdrucksform des Autismus ist, oder daß alle Zustände durch irgend etwas anderes als die klinischen Ähnlichkeiten verbunden sind.
Asperger Syndrom repräsentiert den Teil des PDD-Kontinuums, der charakterisiert ist durch hohe, kognitive Fähigkeiten (mindestens normaler IQ, der Definition nach, gelegentlich bis in die Hochbegabung reichend), und normalere sprachliche Funktion, verglichen mit anderen Störungen innerhalb des Spektrums. In der Tat wird das Vorhandensein von normalen sprachlichen Basisfertigkeiten für ein Kriterium der Diagnose AS gehalten, obwohl fast immer subtilere Schwierigkeiten bestehen bei pragmatischer/sozialer Sprache. Viele Forscher denken, daß diese beiden Bereiche relativer Stärke, die AS von anderen Formen des Autismus und PDD unterscheiden, eine Erklärung sind für die bessere Prognose bei AS. Entwicklungstheoretiker haben noch keine Klarheit erreicht, ob es einen Unterschied gibt zwischen AS, und dem, was als Autismus mit hohem Funktionsniveau (HFA = high functioning autism) bezeichnet wird. Einige Forscher vermuten, daß das ursprüngliche neuropsychologische Defizit der beiden Zustände verschieden sei, andere wiederum sind nicht davon überzeugt, daß zwischen beidem sinnvoll unterschieden werden kann. Eine Forscherin, Uta Frith, hat Kinder mit AS als einen ‘Spritzer Autismus’ aufweisend bezeichnet. Es ist in der Tat sehr wahrscheinlich, daß es hinter dem breiten klinischen Bild von AS multiple, tiefer liegende Untergruppen und Mechanismen gibt. Das läßt Raum für einige Verwirrung bezüglich diagnostischer Bezeichnungen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß ähnliche Kinder im ganzen Land mal mit AS, mal mit HFA und mal mit PDD diagnostiziert werden, abhängig davon, wer sie untersucht.
Da AS selber einen größeren Bereich, oder ein Spektrum von verschiedener Symptomstärke zeigt, werden viele schwächer beeinträchtigte Kinder, auf die die Kriterien zutreffen würden, nicht diagnostiziert, oder als ‘ungewöhnlich’ oder ‘einfach anders’ angesehen, oder fehldiagnostiziert mit anderen Zuständen wie Aufmerksamkeitsdefizitstörung, emotionale Störung oder Ähnliches. Viele vom Fach glauben, daß es keine klare Grenze gibt zwischen AS Kindern, und Kindern, die ‘normal, aber anders’ sind. Die Einführung von AS in das neue DSM IV, als separate Kategorie, mit ziemlich klaren Diagnosekriterien, sollte dafür sorgen, daß das Etikettieren in Zukunft an Konsistenz gewinnt.

Epidemiologie:
Die besten Studien, die bis heute durchgeführt worden sind, zeigen, daß AS wesentlich verbreiteter ist als ‘klassischer’ Autismus. Während traditionell die Meinung vorherrschte, Autismus käme etwa bei 4 von 10.000 Kindern vor (1:2.500), kamen die Schätzungen beim Asperger Syndrom zu höheren Anzahlen von 20-25 von 10.000 (1:500 - 1:400). Das bedeutet, für jeden Fall von typischem Autismus, können Schulen mehrere Kinder mit dem Erscheinungsbild vom AS erwarten zu finden (das stimmt sogar noch mehr an Regelschulen, an denen die meisten Kinder mit AS gefunden werden können). Tatsächlich ergab eine von Gillbergs Gruppe in Schweden durchgeführte Studie, daß fast 0.7 % (etwa 1:142) der untersuchten Kinder ein klinisches Erscheinungsbild von entweder zu diagnostizierendem, oder zu vermutendem AS bestimmten Grades aufwiesen. Besonders wenn man jene Kinder miteinbezieht, die viele der Merkmale von AS aufweisen, und mildere Repräsentationen des Spektrums zu sein scheinen, an der Stelle, wo es in Normalität übergeht, dann scheint es keine so seltene Kondition zu sein.
Alle Studie stimmten darin überein, daß Asperger Syndrom bei Jungen verbreiteter ist, als bei Mädchen. Die Gründe dafür sind unbekannt. AS ist des weiterhin häufig, ebenfalls unbekannter Gründe wegen, begleitet von anderen Diagnosen, beinhaltend: Ticstörungen wie Tourette Syndrom, Aufmerksamkeitsstörungen und Stimmungsstörungen wie Angststörungen und Depression.
In einigen Fällen gibt es eine eindeutige genetische Komponente, daß ein Elternteil (meistens der Vater) das volle Erscheinungsbild von AS zeigt, oder wenigstens einige mit AS in Verbindung stehende Züge; genetische Faktoren scheinen bei AS verbreiteter zu sein als beim klassischen Autismus. Züge des Temperaments, wie: intensive, begrenzte Interessen, zwanghafte oder strenge Stile und soziale Auffälligkeit oder Scheu, scheinen ebenfalls einzeln wie auch in Kombinationen bei Verwandten von AS Kindern verbreiteter zu sein. Manchmal gibt es eine ganze Familiengeschichte mit Autismus bei Verwandten, was den Eindruck, daß AS und Autismus irgendwie verwandt sind noch verstärkt. Andere Studien haben eine relativ hohe Rate von Depression, mit und ohne Kombination mit Manie, bei Verwandten von Kindern mit AS gezeigt, auf eine genetische Verbindung in zumindest einiger der Fälle hinweisend. Es scheint wahrscheinlich bei AS und Autismus, daß das klinische Bild, das wir sehen, von vielen, auch genetischen, Faktoren, beeinflußt wird, so daß in den meisten Fällen keine einzeln identifizierbare Ursache besteht.

Definition:
Die neuen DSM IV Kriterien für die Diagnose AS, viele derer für Autismus übernehmend, beinhalten folgende Symptome:

Qualitative Beeinträchtigungen in sozialer Interaktion in einigen oder allen Punkten:
* eingeschränkter Gebrauch von nicht-verbalen Verhaltensweisen, um soziale Interaktion zu regulieren.
* Versagen, altersangemessene Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
* Fehlen spontanen Interesses, Erfahrungen mit anderen zu teilen
* Fehlen von sozialer und emotionaler Gegenseitigkeit
* Eingeschränkte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten, beinhaltend:
* Inanspruchnahme durch ein oder mehrere stereotype und beschränkte Interessengebiete
* inflexibles beharren auf spezifischen, nicht-funktionalen Routinen oder Ritualen
* stereotype oder repetitive Bewegungen, oder übermäßige Beschäftigung mit Objektteilen

Diese Verhaltensweisen müssen ausreichend ausgeprägt sein, um soziale oder anderen Funktionsbereiche zu beeinträchtigen. Des weiteren dürfen keine nennenswerten Verzögerungen bezüglich kognitiver Funktion, Selbsthilfe/Anpassungsfertigkeiten, Interesse an der Umwelt und allgemeiner Sprachentwicklung vorhanden sein.
Christopher Gillberg, ein schwedischer Arzt, der AS umfassend studiert hat, hält sechs Kriterien für diagnoserelevant, ausgearbeitet aus den DSM IV Kriterien. Seine sechs Kriterien erfassen den einzigartigen Stil dieser Kinder, und enthalten:

Soziale Beeinträchtigungen mit extremer Egozentrizität, die folgende Punkte enthalten können:
* Unfähigkeit mit Gleichaltrigen zu interagieren
* Fehlen des Wunsches, mit Gleichaltrigen zu interagieren
* schlechtes Verständnis sozialer Anzeichen/Symbole
* sozial und emotional unangemessene Reaktionen
Begrenzte Interessen und Inanspruchnahmen, wie folgende:
* eher auswendiggelernt, als die Bedeutung erfassend
* andere Interessen weitgehend ausschließend
* repetitive Beharrlichkeit
* Repetitive Routinen oder Rituale. möglicherweise:
* auf sich selbst gerichtet
* in Bezug auf andere
Sprachliche- und Sprecheigentümlichkeiten, wie:
* leicht verzögerter Beginn möglich, aber nicht allgemeingültig
* oberflächlich perfekte Ausdrucksweise
* merkwürdige Sprachmelodie, eigentümliche Stimmcharakteristika
* beeinträchtigtes Verständnis, inklusive Fehlinterpretationen von wörtlicher und gemeinter Bedeutung
Schwierigkeiten in nicht-verbaler Kommunikation, zum Beispiel:
* eingeschränkter Gebrauch von Gesten
* unbeholfene Körpersprache
* eingeschränkter oder unangemessener Gesichtsausdruck
* eigentümlich ‘starrer’ Blick
* Schwierigkeiten körperliche Nähe anzupassen
Motorische Ungeschicklichkeit:
* nicht notwendiges Erscheinungsbild in allen Fällen

Klinische Merkmale:
Das offensichtlichste Merkmal von Asperger Syndrom, und die Charakteristik, die diese Kinder so einzigartig und faszinierend werden läßt, sind ihre eigentümlichen, eigenartigen Bereiche des ‘Spezialinteresses’. Im Gegensatz zum typischeren Autismus, bei dem eher Interesse an Objekten oder Objektteilen besteht, erscheinen diese Interessen bei AS meistens in spezifischen intellektuellen Bereichen. Oft zeigen diese Kinder ein wie besessenes Interesse in Bereichen wie Mathematik, wissenschaftlichen Teilbereichen, lesen (einige Kinder haben eine Vorgeschichte mit Hyperlexie--auswendiges Lesen in einem frühreifen Alter), oder Teilbereichen von Geschichte oder Geographie, wenn, oder sogar bevor sie eingeschult werden, wollen alles über dieses Thema lernen, was möglich ist, und tendieren dazu, dieses Thema auch während Gesprächen oder beim spielen beizubehalten.
Ich habe eine ganze Reihe von Kindern mit AS kennengelernt mit einer Fixierung auf Landkarten, Meteorologie, Astronomie, verschiedene Maschinentypen, oder Aspekten von Autos, Eisenbahnen, Flugzeugen oder Raketen. Interessanterweise scheint der Bereich des Transportwesens schon seit der ersten Beschreibung von Asperger 1944 eine besonders verbreitete Faszination auszuüben (er beschrieb Kinder, die das gesamte Eisenbahnnetz Wiens auswendig wußten, bis zur letzten Haltestelle). Viele Kinder mit AS, auch wenn sie erst drei Jahre alt sind, scheinen sich Dingen, wie welche Strecke man nimmt bei Autoausflügen, ungewöhnlich bewußt zu sein. Manchmal sind die Bereiche der Faszination auch einfach Übertreibungen verbreiteter Interessen, wie die Turtles, Power Rangers, Dinosaurier, (Pokèmon ;-)), usw. Bei vielen Kindern wechseln die Bereiche des Spezialinteresses mit der Zeit, so daß eine ‘Besessenheit’ die nächste ablöst. Bei einigen Kindern jedoch wird das Interesse bis ins Erwachsenenalter beibehalten, und es gibt viele Fälle, bei denen eine Kindheitsfaszination die Basis für eine berufliche Karriere gelegt haben, eine gute Anzahl von Professoren inbegriffen.
Das andere Hauptcharakteristikum von AS ist das Sozialisationsdefizit, und dieses scheint ebenfalls ein wenig von dem des typischen Autismus abzuweichen. Obwohl Kinder mit AS von Lehrern und Eltern oft als ‘irgendwie in ihrer eigenen Welt’, und hauptsächlich mit ihrer eigenen Tagesordnung beschäftigt, bezeichnet werden, sind sie doch selten so unnahbar wie Kinder mit Autismus. Tatsächlich drücken die meisten Kinder mit AS mindestens wenn sie ins Schulalter kommen den Wunsch aus, gesellschaftlich dazuzugehören und Freunde zu haben. Sie werden aber oft von ihren sozialen Schwierigkeiten tief frustriert und enttäuscht. Dieses Problem ist nicht so sehr ein Fehlen der Interaktion, sondern eher ein Fehlen an Effektivität in Interaktion. Sie scheinen Schwierigkeiten zu haben, zu wissen, wie man ‘gesellschaftliche Beziehungen’ knüpft. Gillberg hat dies bezeichnet als ‘Störung der Empathie’, die Unfähigkeit effektiv die Bedürfnisse und Sichtweisen des anderen zu ‘lesen’, und entsprechend darauf zu reagieren. Als Resultat scheinen Kinder mit AS soziale Situationen mißzuverstehen, und ihre Interaktionen und Reaktionen werden von anderen häufig als ‘absonderlich’ angesehen.
Obwohl ‘normale’ sprachliche Fertigkeiten ein Merkmal sind, die AS von anderen Formen von Autismus oder PDD unterscheiden, gibt es gewöhnlich einige beobachtbare Unterschiede darin, wie AS Kinder die Sprache gebrauchen. Es sind die häufig stark, manchmal sehr stark, auswendiggelernten Fertigkeiten. Ihre Prosodie--Aspekte der gesprochenen Sprache wie Sprechvolumen, Intonation, Modulation, Häufigkeit, usw.--ist häufig ungewöhnlich. Manchmal klingt die Sprache übermäßig formell oder pedantisch, idiomatische Redewendungen werden oft nicht, oder falsch angewendet, und vieles wird zu wörtlich genommen. Das Sprachverständnis tendiert zum Konkreten, mit wachsenden Problemen, wenn die Sprache in höheren Klassen an Abstraktion zunimmt. Pragmatische Fertigkeiten, oder solche, die der Gesprächsführung dienen, sind oft schwach, wegen der Probleme mit dem sich-abwechseln, der Tendenz immer wieder auf das Spezialinteresse zurück zu kommen, oder Schwierigkeiten das ‘geben und nehmen’ in Gesprächen aufrecht zu erhalten. Viele Kinder mit AS haben Schwierigkeiten mit Humor umzugehen, tendieren dazu, Witze nicht zu verstehen, oder zur falschen Zeit zu lachen; dem gegenüber steht die Tatsache, daß eine ganze Reihe Interesse zeigen an Humor und Witzen, besonders an Wort- und Buchstabenspielen. Der verbreitete Glaube, Kinder mit PDD seien humorlos, ist häufig ein Irrglaube. Einige Kinder mit AS neigen zu übermäßigem Reden, ohne zu verstehen, daß dies ihren Interaktionen mit anderen nicht zuträglich ist, und diese abstößt.
Wenn man die Sprachentwicklung in der frühen Kindheit untersucht, gibt es kein allgemeingültiges Muster: einige erreichen Meilensteine der Entwicklung in normalem oder frühem Alter, während andere anfangs Verzögerungen aufweisen, die sie jedoch bis zum Eintritt ins Schulalter rasch aufholen. Bei einem solchen Kind unter drei Jahren, dessen Sprache noch nicht im Bereich normaler Entwicklung anzusiedeln ist, kann die Differentialdiagnose zwischen AS und leichteren Autismus schwierig sein, so daß nur die Zeit Klarheit verschaffen kann. Häufig, besonders während der ersten paar Jahre, können auch Sprachmerkmale ähnlich denen des Autismus auftreten, wie beharrende oder repetitive Aspekte der Sprache, oder die Verwendung von Lieblingswörtern oder zuvor gehörten Phrasen.

Asperger Syndrom während des ganzen Lebens:
In seiner Originalschrift von 1944, das die Kinder beschreibt, die später nach ihm benannt worden sind, erkannte Hans Asperger, daß, obwohl die Symptome und Probleme sich mit der Zeit ändern, wächst sich das überspannende Problem selten aus. Er schrieb, daß ‘währen des Entwicklungsverlaufes, bestimmte Merkmale dominieren oder zurücktreten, so daß das Problem eine beständige Veränderung zeigt. Nichts desto trotz bleiben die essentiellen Aspekte des Problems unverändert. In der frühen Kindheit existieren Schwierigkeiten, simple, praktische Fertigkeiten zu erlernen, und sich sozial anzupassen. Diese Schwierigkeiten entstehen aufgrund derselben Störung, die im Schulalter Lern- und Verhaltensprobleme, in der Jugend Berufs- und Effizienzprobleme, und im Erwachsenenalter soziale und eheliche Konflikte hervorrufen können.’ Andererseits ist es fraglos, daß Kinder mit AS generell geringere Probleme in jedem Alter haben, verglichen mit jenen, die andere Formen von Autismus oder PDD zeigen, und die schlußendliche Prognose ist sicherlich besser. In der Tat ist einer der wichtigsten Unterscheidungsgründe von AS zu anderen Autismusformen die zu bemerkende mildere natürliche Verlaufsgeschichte.

Das Vorschulkind:
Wie schon angedeutet, gibt es keine allgemeingültige Form des Erscheinungsbildes von Asperger Syndrom, währen der ersten 3-4 Lebensjahre. Das frühe Bild kann vom typischeren Autismus möglicherweise schwer zu unterscheiden sein, einräumend, daß bei der Untersuchung eines autistischen kleinen Kindes mit scheinbar normaler Intelligenz die Möglichkeit besteht, daß er/sie letztendlich ein Bild zeigt, daß eher mit einer Asperger Diagnose übereinstimmt. Andere Kinder mögen sprachliche Verzögerungen mit raschem Aufholen im Alter von 3-5 Jahren zeigen. Schließlich mögen einige der Kinder, besonders die klügsten, keine nachweislichen frühen Verzögerungen aufweisen, abgesehen von möglicher motorischer Ungeschicklichkeit.

Jedoch können in fast allen Fällen Hinweise auf die Diagnose gefunden werden, wenn man genauer die Entwicklung des drei- bis fünfjährigen Kindes betrachtet, und in den meisten Fällen könnte eine umfassende Untersuchung während dieses Alters wenigstens eine Diagnose entlang des PDD/Autismusspektrums andeuten. Obwohl diese Kinder recht normal innerhalb des familiären Rahmens wirken, können oft Probleme bestehen, wenn sie sich in den Rahmen der Vorschule gelangen. Diese können beinhalten: eine Tendenz spontane soziale Interaktion zu vermeiden, ihnen auszuweichen oder schwache Fertigkeiten während der Interaktionen zu zeigen, Probleme einfache Konversationen aufrechtzuerhalten, oder eine Tendenz während eines Gespräches beharrlich oder repetitiv zu sein, eigentümliche Antworten zu geben, oder eine Vorliebe zu zeigen für festgesetzte Routinen, mit der Schwierigkeit der Übertragung, oder Schwierigkeiten damit, soziale/emotionale Reaktionen durch Ärger oder Aggression zu regulieren, oder übermäßige Angst oder Hyperaktivität zu zeigen, oder ‘in seiner eigenen kleinen Welt’ zu sein, und die Tendenz sich auf bestimmte Objekte oder Subjekte zu fokussieren, zu fixieren. Sicherlich ist diese Liste ähnlich der Symptomliste für Autismus oder PDD. Verglichen mit jenen Kindern zeigt das Kind mit AS jedoch wahrscheinlicher einiges soziales Interesse an Erwachsenen oder anderen Kindern, hat weniger abnormale Sprache und Sprechweise während Konversationen, und mag nicht ganz so offensichtlich ‘anders’ zu sein als andere Kinder. Bereiche ausgeprägter Fertigkeiten können vorhanden sein, wie Buchstaben- oder Zahlengedächtnis und rasches auswendig lernen verschiedenster Fakten.

Grundschule:
Das Kind wird häufig den Kindergarten besuchen, ohne richtig diagnostiziert zu sein. In einigen Fällen wird es Beunruhigungen aufgrund des Verhaltens in den Vorschuljahren gegeben haben (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Aggressivität, Ausbrüche); es mag Beunruhigung über ‘unreife’ soziale Fertigkeiten und Interaktionen mit Gleichaltrigen gegeben haben; das Kind mag schon jetzt als irgendwie ungewöhnlich angesehen worden sein. Wenn diese Probleme schwererer Art sind, mag Sondererziehung angebracht sein, aber die meisten Kinder mit AS kommen in Regelschulen. Oft ist geistiger Fortschritt in den unteren Klassen ein Bereich relativer Stärke; zum Beispiel freies Lesen ist gewöhnlich ziemlich gut, und rechnerische Fertigkeiten mögen ebenfalls stark sein, obwohl die Fertigkeit, Stifte zu halten und zu benutzen oft wesentlich schwächer sind. Lehrer sind wahrscheinlich beeindruckt von den ‘zwanghaften’ Interessenbereichen des Kindes, die häufig den Rahmen der Klasse stören. Die meisten AS Kinder zeigen einiges soziales Interesse an anderen Kindern, jedoch möglicherweise relativ gering, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß sie schwache Fertigkeiten zeigen, Freundschaften aufzubauen und zu erhalten. Sie mögen besonderes Interesse an einem oder ein paar Kindern um sie herum zeigen, aber gewöhnlich bleiben die Interaktionen relativ oberflächlich. Andererseits habe ich eine ganze Reihe Kinder mit AS kennengelernt, die sich freundlich und ‘nett’ geben, insbesondere, wenn sie mit Erwachsenen interagieren. Die sozialen Mängel mögen weniger von Beobachtern beachtet werden, wenn sie weniger stark ausgeprägt sind.
Der Lauf durch die Grundschule kann von Kind zu Kind stark variieren, und allgemeine Probleme können von leicht mit fertig zu werdenden bis zu ernsten und hartnäckigen Schwierigkeiten reichen, abhängig von Faktoren wie Intelligenzgrad des Kindes, Zweckdienlichkeit der Führung in Schule und Elternhaus, Art des kindlichen Temperamentes, und die An- oder Abwesenheit von verkomplizierenden Faktoren wie Hyperaktivität/Aufmerksamkeitsdefizite, Angst, Lernschwierigkeiten, usw.

Die höheren Klassen:
Wenn das Kind weiterkommt in Unter-, Mittel- und Oberstufe, bleiben die schwierigsten Bereiche diese, die mit Sozialverhalten und Anpassungsverhalten zu tun haben. Paradoxerweise werden die Kinder in diesem Alter oft mißverstanden, gleichermaßen von Lehrern und Schülern, weil sie oft in Regelschulen geführt werden, und weil ihre spezifischen Entwicklungsstörungen einfach übersehen werden können (besonders wenn sie klug sind, und sich nicht allzu ‘fremdlich’ verhalten). Auf sekundärer Ebene haben Lehrer auch oft weniger Möglichkeiten, das Kind gut zu kennen, und Probleme im Verhalten oder Arbeits-/Lerngewohnheiten können fälschlicherweise emotionalen- und Motivationsproblemen zugeordnet werden. In einigen Rahmenbedingungen, besonders weniger vertraute oder strukturierte wie Cafeteria, Sportunterricht oder Schulhof, kann das Kind in eskalierende Konflikte oder Machtkämpfe mit Lehrer und Schülern geraten, die möglicherweise nicht mit seinem entwickelten Stil von Interaktion vertraut sind. Das kann manchmal zu ernstlicheren Verhaltensausbrüchen führen. Druck wird in so einem ahnungslosen Kind angestaut, bis es in einer dramatisch unangemessenen Weise reagiert.
In der Mittelstufe, wo der Druck nach Konformität am größten, und Toleranz für Unterschiede am geringsten ist, werden Kinder mit AS oft ausgegrenzt, mißverstanden, oder geneckt und gequält. Weil sie Freundschaft suchen und dazugehören wollen, aber unfähig dazu sind, ziehen sie sich möglicherweise noch weiter zurück, oder aber ihr Verhalten mag in gesteigertem Maße problematisch werden, in der Form von Ausbrüchen oder Kooperationsverweigerung. Bestimmte Grade von Depression sind nicht ungewöhnlich als ein verkomplizierendes Moment. Wenn signifikante Lernstörungen ausbleiben, kann geistige Leistung weiterhin stark bleiben, besonders in Bereichen besonderen Interesses; jedoch gibt es häufig weiterhin subtile Tendenzen, Information zu fehlinterpretieren, insbesondere abstrakte oder übertragene Bedeutungen/idiomatische Sprache. Lernschwierigkeiten bestehen häufig, und Aufmerksamkeitsstörungen und Unordnung/Unorganisiertheit können vorhanden sein.
Glücklicherweise steigt die Toleranz der Altersgenossen für individuelle Unterschiede und Exzentrizität in der Oberstufe bis zu einem gewissen Grade wieder an. Wenn ein Kind geistig gut zurechtkommt, kann ihm dies ein gewisses Maß an Respekt der anderen Schüler einbringen. Einige Schüler mit AS gesellschaftlich als ‘Schwachköpfe’ durchgehen, einer Gruppe, der sie in vieler Hinsicht ähneln, und die sich möglicherweise mit AS überschneidet. Die AS Schüler mögen Freundschaften knüpfen mit Mitschülern, die ihre Interessen teilen, durch Zugänge wie Computer- oder Mathematikclubs, Wissenschaftsmessen, Star Trek Clubs, usw. Mit Glück und anständiger Anleitung, mögen viele dieser Schüler nennenswerte Fertigkeiten entwickelt haben, um klarzukommen, ‘soziale Anmut’, und die generelle Fähigkeit zufriedenstellender ‘dazuzugehören’ in diesem Alter, und so ihren Weg erleichtern.

Das Erwachsen werden von Asperger Kindern:
Es ist wichtig anzumerken, daß wir nur wenig fundierte Informationen besitzen, die sich auf das letztendliche Resultat für die meisten Kinder mit AS beziehen. Es ist erst sehr wenig Zeit vergangen, seit AS selbst unterschieden worden ist von typischerem Autismus, bezogen auf die Resultate, und mildere Fälle sind gar nicht erfaßt worden. Nichts desto trotz zeigen die verfügbaren Daten, daß, verglichen mit anderen Formen von Autismus/PDD, Kinder mit AS viel wahrscheinlicher zu unabhängig funktionierenden Erwachsenen aufwachsen, bezogen auf Arbeit, Ehe und Familie, usw.
Eine der interessantesten Quellen für Ergebnisse kommt direkt von der Beobachtung der Eltern von AS Kindern, die selber AS zu haben scheinen. Aufgrund dieser Beobachtungen ist es offensichtlich, daß AS nicht das Potential für ein ‘normaleres’ Erwachsenenleben ausschließt. Gewöhnlich tendieren diese Erwachsenen zu Jobs oder Berufen, die ihren Bereichen des besonderen Interesses entsprechen, in denen sie manchmal besonders tüchtig werden. Eine ganze Anzahl der klügsten Schüler mit AS können das Gymnasium und sogar die folgende Universität/Hochschule erfolgreich abschließen. Nichts desto trotz werden sie in den meisten Fällen, mindestens bis zu einem gewissen Grad weiterhin geringe Eigentümlichkeiten in sozialer Interaktion zeigen. Sie können stark herausgefordert werden durch die sozialen und emotionalen Ansprüche einer Ehe, obwohl wir wissen, daß viele heiraten. Ihre stilistische Rigidität und idiosynkratische Sichtweise der Welt kann Interaktionen schwierig machen, innerhalb als auch außerhalb der Familie. Auch daß Risiko der Stimmungsprobleme wie Depression oder Angst besteht, und es ist wahrscheinlich, daß viele den Weg finden zum Psychiater und anderen Stellen für psychische Gesundheit, wo, wie Gillberg vermutet, die wahre, entwicklungsmäßige Natur ihrer Probleme wahrscheinlich unentdeckt bleibt oder fehldiagnostiziert wird.
Tatsächlich hat Gillberg geschätzt, daß etwa 30-50 % aller Erwachsenen mit AS niemals untersucht oder korrekt diagnostiziert werden. Diese ‘Normalen Asperger’ werden von anderen als ‘einfach anders’ oder exzentrisch gesehen, oder sie erhalten vielleicht andere psychiatrische Diagnosen. Ich habe einige Personen kennengelernt, von denen ich glaube, daß sie in diese Kategorie fallen, und ich bin beeindruckt, wie viele von ihnen ihre anderen Fertigkeiten nutzbar gemacht haben, oft mit der Unterstützung ihrer Angehörigen, um das zu erreichen, was ich als hohen Grad der Funktionalität bezeichne, persönlichkeitsbezogen und berufsbezogen. Es ist von verbreiteter Meinung, daß diese am höchsten funktionierenden und klügsten Köpfe mit AS eine einzigartige Ressource für die Gesellschaft darstellen, aufgrund ihrer Eingleisigkeit im Denken und ihres alles verzehrenden Interesses unser Wissen in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft, Mathematik, usw. zu erweitern.

Gedankenanstöße für die Führung in der Schule:
Der wichtigste Startpunkt für das Lehrpersonal (alle, die mit dem Kind in Kontakt treten) einem Schüler mit Asperger Syndrom zu helfen, effektiv in der Schule zu funktionieren, ist, zu realisieren, daß das Kind eine inhärente Entwicklungsstörung hat, die verursacht, daß er oder sie sich anders verhält und anders reagiert als andere Schüler. Viel zu oft wird das Verhalten dieser Schüler als ‘emotional’ oder ‘manipulativ’, oder einer anderen Eigenschaft, die den Punkt verfehlt, daß sie anders auf die Welt und ihre Stimuli reagieren, interpretiert. Es folgt aus diesem Gewahr werden, daß die Lehrerschaft vorsichtig ihre Annäherung an jedes dieser Kinder individuell anpassen muß; es wird nicht funktionieren, sie einfach genauso zu behandeln, wie alle anderen Schüler auch. Asperger selbst erkannte von seiner eigenen Arbeit mit diesen Kindern die zentrale Wichtigkeit der Einstellung des Lehrers. 1944 schrieb er ‘Diese Kinder zeigen oft eine überraschende Sensibilität der Persönlichkeit des Lehrers gegenüber...Sie können gelehrt werden, aber nur von denen, die ihnen wahres Verständnis und Gefühl entgegenbringen, Leute, die sich ihnen gegenüber freundlich zeigen und, ja, auch Humor haben...Die unterschwellige emotionale Einstellung des Lehrers beeinflußt, unwillkürlich und unbewußt, die Stimmung und das Verhalten des Kindes.’
Obwohl es wahrscheinlich ist, daß viele Kinder mit AS hauptsächlich im regulären Klassenrahmen geführt werden können, brauchen sie doch oft erzieherische Zusatzunterstützung. Wenn Lernprobleme bestehen, kann ein Materialraum oder Nachhilfe hilfreich sein, um individuelle Erklärungen und Wiederholung anzubieten. Direkte Sprachhilfen mögen nicht notwendig sein, aber der Sprach- und Sprech-Kliniker der Schule kann nützlich sein, als jemand an den sich die Lehrer wenden können, wenn Probleme bestehen wie pragmatischer Sprachgebrauch. Bei signifikanter motorischer Unbeholfenheit, die manchmal besteht, kann der berufliche Schultherapeut hilfreiche Informationen geben. Der Schulberater oder Sozialarbeiter kann für direktes Training sozialer Fertigkeiten sorgen, wie auch für emotionale Unterstützung. Schlußendlich könnten einige wenige Kinder mit hohen Führungsbedürfnissen von der Hilfe durch eine Person, die Unterstützung im Klassenraum bietet, profitieren. Andererseits sind höher funktionierende Kinder, und solche mit mildem AS, fähig sich anzupassen und zu funktionieren, ohne große zusätzliche formelle Hilfe, wenn das Lehrpersonal sich verständnisvoll, unterstützend und flexibel zeigt.

Es gibt eine Anzahl von generellen Prinzipien, die meisten Kinder mit PDD jeden Grades in der Schule zu führen, und diese gelten ebenso für AS:
* Die Routinen in der Klasse sollten so konsistent , strukturiert und vorhersehbar wie möglich sein. Kinder mit AS mögen unvorhergesehene Geschehnisse nicht. Sie sollten frühzeitig auf Änderungen und Transitionen, inklusive des brechen des Zeitplans, plötzliche freie Tage, usw. vorbereitet werden.
* Regeln sollten vorsichtig angewendet werden. Viele dieser Kinder können recht rigide sein, ‘Regeln’ wortwörtlich zu befolgen. Während klar ausgedrückte Regeln und Richtlinien, vorzugsweise aufgeschrieben für den Schüler, hilfreich sind, sollten sie dennoch mit Flexibilität angewendet werden. Die Regeln müssen nicht automatisch dieselben sein, für das Kind mit AS wie für die anderen Schüler- -deren Bedürfnisse und Fähigkeiten sind anders.
* Lehrer sollten die Bereiche der Sonderinteressen des Kindes beim unterrichten ruhig voll ausschöpfen. Das Kind wird am besten lernen, wenn der Bereich seines besonderen Interesses im Kalender steht. Lehrer können kreativ das Interesse des Kindes in den Lehrplan einbauen. Man kann auch Zugang zum Bereich des besonderen Interesses gewähren als Belohnung für das Kind, wenn es eine andere Aufgabe erfolgreich abgeschlossen hat, Regeln eingehalten, oder Erwartungen an sein Verhalten erfüllt hat.
* Die meisten Schüler mit AS reagieren sehr gut auf den Gebrauch von Anschauungsmaterial: Zeitpläne, Rangfolgen, Listen, Bilder, etc. In dieser Eigenschaft ähneln sie stark anderen Kindern mit PDD und Autismus.
* Generell sollte versucht werden, sehr konkret zu unterrichten. Sprache, die leicht mißverstanden wird von dem Kind mit AS, wie Sarkasmus, verwirrende Sprache mit übertragener Bedeutung, Idiome, usw. sollten möglichst vermieden werden. Man muß daran arbeiten, abstraktere Sprache und Konzepte zu vereinfachen.
* Eindeutiges, didaktisches Lehren von Strategien kann sehr hilfreich sein, um dem Kind zu helfen Tüchtigkeit in ‘ausführender Funktion’, wie Organisation und Lernfertigkeiten, zu erlangen.
* Es muß sichergestellt sein, daß zum Schulpersonal gehörende Personen außerhalb des Klassenraumes, wie Sportlehrer, Schulbusfahrer, Mensa-/Cafeteriaaufsicht, Bibliothekare, usw. mit dem Stil und den Bedürfnissen des Kindes vertraut sind und ein angemessenes Training erhalten haben bezüglich Methoden der Führung. Diese weniger strukturierten Rahmenbedingungen, in denen Routinen und Erwartungen weniger klar sind, tendieren dazu, für das Kind mit AS schwierig zu sein.
* Eskalierende Machtkämpfe sollten möglichst vermieden werden. Diese Kinder verstehen rigides Herauskehren von Autorität oder Ärger oft nicht, und werden selber rigider und sturer, wenn sie zu etwas gezwungen werden. Ihr Verhalten kann dann rasch außer Kontrolle geraten, und an diesem Punkt ist es für die Lehrperson oft besser, sich zurückzuhalten, und die Dinge sich abkühlen zu lassen. Es ist
immer vorzuziehen, wenn möglich, solchen Situationen entgegenzuwirken, und präventive Maßnahmen zu ergreifen um die Konfrontation durch Ruhe, Verhandlung, Anbieten von Alternativen oder Ablenkung der Aufmerksamkeit auf anderes, zu vermeiden.

Ein größerer Bereich der Mühe ist die Förderung von angemessenerer sozialer Interaktion während der Schullaufbahn des Kindes, und Unterstützung sozialer Anpassung des Kindes. Formelles, didaktisches Training sozialer Fertigkeiten kann sowohl im Klassenraum, als auch in individuellerem Rahmen durchgeführt werden. Methoden, die sich als am erfolgreichsten erwiesen haben, verwenden direktes steuern und Rollenspiel auf konkreter Ebene (wie in einem Fertigkeitenstrom-Lehrplan). Beim proben und üben, wie mit verschiedenen sozialen Situationen umgegangen werden soll, kann das Kind hoffentlich lernen, diese Fertigkeiten auf reale Rahmenbedingungen zu übertragen. Es ist oft nützlich eine Methode zu wählen, bei der das Kind mit einem Partner zusammen ist, um solche strukturierten Begegnungen durchzuführen. Der Gebrauch eines ‘Buddy Systems’ (Kumpel System) kann sehr nutzbringend sein, da diese Kinder am besten in 1:1 Situationen zurechtkommen. Sorgfältige Auswahl eines nicht-Asperger gleichaltrigen Kumpel für das Kind kann ein Werkzeug sein, um zu helfen, soziale Fertigkeiten aufzubauen, Freundschaften zu ermutigen und Stigmatisierungen zu reduzieren.
Vorsicht ist geboten, besonders in den höheren Klassen, um das Kind innerhalb und außerhalb des Klassenraums vor Neckereien/Hänseleien zu schützen, da dies eine der größten Quellen der Angst älterer Kinder mit AS ist. Es sollte versucht werden, anderen Schülern zu helfen, ein besseres Verständnis für das Kind mit AS zu erlangen, in einer Weise, die Toleranz und Akzeptanz fördert. Lehrer können die guten geistigen Fertigkeiten, die viele AS Kinder haben, ausnutzen, um ihnen zu helfen die Akzeptanz der Mitschüler zu erlangen. Es ist sehr hilfreich, wenn dem AS Kind Gelegenheiten geboten werden können, zeitweise anderen Kindern zu helfen.
Obwohl die meisten Kinder mit AS ohne Medikation auskommen, und Medikamente keines der Kernsymptome ‘heilen’, gibt es dennoch spezifische Situationen, wo Medikamente ab und zu hilfreich sein können. Lehrer sollten wachsam sein gegenüber der Möglichkeit von Stimmungsproblemen wie Angst oder Depression, besonders bei älteren Kindern mit AS. Medikation mit einem Antidepressivum (z.B. serotoninerge Medikamente) mag angebracht sein, wenn Stimmungsprobleme merklich das Funktionieren des Kindes beeinträchtigen. Einige Kinder mit signifikanten Zwangssymptomen oder ritualistischen Verhaltensweisen kann mit denselben serotoninergen Medikamenten geholfen werden. Probleme mit Aufmerksamkeit in der Schule, die bei manchen Kindern beobachtet werden können, können manchmal mit Stimulantien reduziert werden, in der gleichen Weise, wie sie benutzt werden, um Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADS) zu behandeln. Gelegentlich können Medikamente gebraucht werden, um ernstere Verhaltensprobleme, die nicht auf nicht-medikamentöse- und Verhaltensinterventionen reagiert haben.
Bei dem Versuch, einen zusammenfassenden, lehrenden und zur Führung gedachten Plan in der Schule zu plazieren, ist es häufig hilfreich, wenn Lehrpersonal und Eltern eng zusammenarbeiten, da Eltern meist am besten Bescheid wissen, was in der Vergangenheit bei ihrem Kind funktioniert hat. Es ist auch weise, so viele Details wie möglich in einen individuellen Erziehunsplan zu schreiben, so daß Fortschritte beobachtet und von Jahr zu Jahr übernommen werden können. Schlußendlich kann es beim Erdenken des Planes hilfreich sein, die außenstehender helfenden Berater, die vertraut sind im Umgang mit Kindern mit Asperger Syndrom und anderen Formen von PDD, mit aufzulisten, wie Psychologen oder Ärzte. In komplexen Fällen ist Teamorientierung immer anzuraten.

c 1996 Stephen Bauer, M.D.

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