-01 Ein paar
Anmerkungen von mir (Diana)
Dieser Leitfaden
zum "Überleben" kann gute Anregungen und Denkanstöße liefern - eventuell
auch in der einen oder anderen Situation sehr hilfreich sein, dennoch denke
ich, daß "zuviel Anpassung" auch schaden kann, und man sich nicht
um jeden Preis zu einem Pseudo-NT machen sollte. Immerhin gilt es auch zu
bedenken, daß der Autor dieses Leitfadens sich selber das Leben genommen hat.
Survival Guide - "Überlebensstrategien für Menschen
mit Asperger Syndrom / Autismus"
(Marc Segar, 1974-1997)
00 Inhalt:
01 Vorwort
02 Einführung
03 Wie man aus dem Buch den größten Nutzen zieht
04 Sich Gedanken machen
05 Das Positive sehen
06 Körpersprache (Abstand,
Blickkontakt, Tonfall,
Kleidung)
07 Wahrheit, wörtliche und nicht-wörtliche Bedeutung
(Fehlurteile, die andere über Dich gebildet haben)
08 Gespräche (Allgemeinbildung,
Namen)
09 Witze und Konflikt
10 Sexualitätsbezogene
Probleme und Ausgehen (Ausgehen, Flirten,
Einladungen, Persönliche Sicherheit,
Vergewaltigungen)
11 Die richtigen Freunde finden
12 Eine saubere Weste behalten
13 Sich Outen
14 Schule und Lernen
15 Von zu Hause ausziehen (Telefonieren,
Gäste)
16 Jobs und Vorstellungsgespräche
17 Autofahren
18 Verreisen (Feilschen/Handeln)
19 Gelegenheiten
20 Eine
persönliche, eingehende Untersuchung des Problems
21 Weitere
Lektüre (englischsprachig)
01 Vorwort
Soweit ich weiß ist dieses Buch einzigartig. Eine Reihe von Menschen, die am
Asperger-Syndrom leiden, vor allem Temple Grandin, Donna Williams, David Miedzianik,
Therese Joliffe, Kathy Lissner und Darren White, haben uns Einblicke in ihre
Erfahrungen gewährt, immer aus ihrer persönlichen und manchmal von persönlichen
Eigenheiten geprägten Perspektive. Marc dagegen geht einen Schritt weiter, indem
er einen ganz praktischen, lebensnahen Führer durch die Tücken des Alltags der
Asperger-Betroffenen bietet.
Marc weiß aus eigener Erfahrung, was Menschen mit Asperger-Syndrom lernen
müssen und viel von diesem Wissen ist Ergebnis bitterer Erfahrungen. Sein ausdrücklicher
Wunsch ist, dass anderen ein solch harter Weg zur Erkenntnis erspart bleibt
und dass andre, die ihm folgen, einige seiner eigenen kurzfristigen Rückschläge
vermeiden können.
Marc hat seine eigenen Vorstellungen darüber, wie Autismus-Probleme zu verstehen
sind und diese Vorstellungen werden für all jene von Interesse sein, die versuchen
wollen, das "Rätsel" Autismus zu lösen, sei es von innen oder von
außen. Marks Erkenntnis, dass "Autisten mit dem bewussten Verstand lernen
müssen, was Nichtautisten intuitiv lernen" wird jedem Asperger-Autisten
helfen. Seine Ansichten basieren nicht nur auf eigener Erfahrung, seine Lösungsvorschläge
gehen auch auf die Schwierigkeiten ein, von denen er weiß, dass andere als er
selbst sie bewältigen mussten.
Das Buch ist voll von wirklich hilfreichen Ratschlägen; einige davon würden
in dieser Form von professionellen Psychologen wohl kaum angeboten werden, da
ihnen oft nicht bewusst ist, wie relevant sie sein können. Marc kann diese Relevanz
gut einschätzen und das allein schon macht das Buch auf überzeugende Weise wertvoll
für jeden jungen Mann und jede junge Frau, die mit dem Asperger-Syndrom zurechtkommen
müssen, aber das macht es auch besonders erkenntnisfördernd für die Angehörigen
und für professionelle Psychologen, die gerne helfen möchten, sich aber der
Aufgabe manchmal nicht gewachsen fühlen. Außerdem erinnert uns Marc an Dinge,
die wir manchmal gerne vergessen, etwa: "Auch ein kleiner Fortschritt ist
ein Fortschritt."
Als jemand, der oft damit zu tun hat, sowohl Asperger-Betroffene als auch
ihre Angehörige zu beraten, weiß ich, dass ich dieses Buch als meinen wichtigsten
Ratgeber gebrauchen werde.
Ich glaube, dass es enorm dazu beitragen kann, die Frustrierungen und Depressionen
zu mildern, die bei so vielen jungen Menschen bei dem Versuch auftreten, sich
in eine Welt zu integrieren, die ihnen nicht immer freundlich gesinnt ist. Wir
alle können Marc für seine Leistung dankbar sein. Wir sind stolz, dass wir dieses
Buch veröffentlichen können.
Elizabeth Newson 1997
02 Einführung
Solange ich zurückdenken kann hatte ich komplexe Gedanken, die mich einzigartig
gemacht haben. Schon als kleines Kind in der Grundschule habe ich die meiste
Zeit für mich verbracht und ohne dass andere Leute wirklich aus mir schlau geworden
wären.
Meine mich ewig faszinierenden Gedanken und Ideen waren in meinem Kopf eingeschlossen
und ich konnte se anderen nicht mitteilen.
Als ich sieben Jahre alt war, bekam ich die Diagnose Autismus in Form der
Variante, die man heute Asperger-Syndrom nennt. Nicht lange danach kam ich auf
eine Schule namens Whitfield in Walthamstow, London, wo ich in den nächsten
acht Jahren Unterstützung von einer fröhlichen, begabten Frau namens Jenny bekam.
Bald nachdem die Schule anfing, kamen meine Familie und ich in eine Gruppe,
die Familienunterstützung anbietet und Kith and Kits heißt und wo ich mich heute
als regelmäßiger Freiwilliger und Kursteilnehmer beteilige, wobei ich immer
aktiv und kreativ bin.
Mit 14 wechselte ich zu einer Schule namens West Lee in Edmonton, wo ich schließlich
meinen Oberschulabschluss machen konnte, bei dem ich ganz gut abschnitt. Dass
ich als Kandidat für den Abschluss zugelassen wurde, verdanke ich hauptsächlich
meinem Französischlehrer Mr. Cole, dem ich sehr dankbar bin.
Mit 17 konnte ich dann mit der Oberstufe in Wichmore anfangen, wo ich viel
für meine Leistungskurse gelernt habe, aber auch zur Zielscheibe für die Hänseleien
und Quälereien der Mitschüler wurde. Zu dieser Zeit habe ich auch gelernt, ganz
für mich zu bleiben und habe auch begriffen, dass es viele ungeschriebene Regeln
für das Verhalten und Betragen gab, die jeder außer mir kannte.
Danach wurde ich an der Universität Manchester immatrikuliert, um ein Biochemiestudium
zu absolvieren, dass ich mittlerweile abgeschlossen
habe. Das Studium habe ich mit derselben Illusion begonnen, die mich schon ein
Leben lang begleitet, nämlich, dass mit einem Neuanfang auch die Hänseleien
aufhören würden. Jedenfalls war mein sozialer Status im ersten Jahr erschreckend
und ich habe ein ganzes Jahr mit sieben anderen Typen in einer Wohnung gelebt,
wobei ich mich ziemlich isoliert habe.
Im zweiten Jahr bin ich dann in einem Haus in Fallowfield gelandet, wo es
drei Freunde gab und noch zwei freie Plätze. Ich bin da ganz zufällig hingeraten
und habe dann Freundschaft mit einem Nick geschlossen, der den letzten freien
Platz übernommen hat.
Er ist ein Rebell durch und durch und hat mir seitdem eine Menge beigebracht,
die ich brauchte, um mich in der rauen und manchmal feindseligen Wirklichkeit
der Straßen und Clubs von Manchester zurechtzufinden. Zwischen dem zweiten und
dem dritten Jahr habe ich dann ziemlich spontan eine Reise nach Ostafrika gemacht,
wo ich die meiste Zeit auf eigene Faust ohne die Reisegruppe, die mich ablehnte,
verbracht und einiges über die Lebensweise und die Gewohnheiten der Einheimischen
gelernt habe. Niemals zuvor war meine liebe Mutter so besorgt um mich wie damals.
In meinem letzten Jahr hatte ich das Glück, mit Leuten zusammenzuleben, die
sehr erwachsen und auf konstruktive Weise intelligent waren. Nach meinem Abschluss
habe ich verschiedentlich mit autistischen Kindern sowohl hier in England als
auch anderswo gearbeitet. Jetzt arbeite ich als Unterhalter für Kinder und ich
glaube wirklich, dass das für mich ein erfolgreicher Schritt war.
Ich habe mich nun bewusst entschlossen, ein Buch zu schreiben. Es soll dazu
dienen, meine Erfahrung im Überleben als Asperger-Betroffener in einer Welt,
in der jede Situation immer wieder etwas anders ist, weiterzugeben, damit andere
Betroffene davon profitieren können. Ich möchte eine Reihe von Regeln und Richtlinien
aufstellen, ein wenig in der Art von Verkehrsregeln, in einem einheitlichen
Stil, sodass keine unnötige Verwirrung entsteht. Die Punkte, die ich aufführe,
will ich so formulieren, dass sie unzweideutig sind und so niemanden durcheinanderbringen
oder dazu führen, dass man Dinge in einem falschen Zusammenhang anwendet.
Wahrscheinlich sind unter den Lesern sowohl Autisten als auch Nichtautisten.
Ich will klarstellen, dass einige von den Punkten, die ich aufführe, für einige
ganz offensichtlich, anderen dagegen neu sind und betone deshalb, dass ich nicht
bevormundend oder pedantisch sein möchte.
Ich habe mich entschieden, dass Buch grade jetzt und nicht später zu schreiben,
da die entscheidenden Fehler und Lektionen meines Lebens noch deutlich vor mir
stehen. Einigen wird dieses Buch vielleicht etwas zu alltagsbezogen erscheinen,
aber ich selbst glaube, dass, wenn ein Autist selbst hinaus muss in die doch
ziemlich feindselige Welt, dann ist das letzte, was er braucht, zu sehr beschützt
zu werden. Ich will solche Menschen einfach ausreichend mit den Tricks und Fähigkeiten
ausstatten, die sie brauchen, um sich selbst verteidigen zu können und will
hier nicht bestimmte Meinungen vertreten oder gar heuchlerisch erscheinen. Dieses
Buch profitiert auch von konstruktiven Berichten von Eltern anderer Autisten.
Ich möchte nicht, dass irgendeiner meiner autistischen Leser unter unnötigen
Druck gesetzt wird, wenn er dieses Buch liest. Für den Anfang mag es ausreichen,
wenn man dieses Buch einfach bei sich im Schlafzimmer liegen hat, damit es einem
hin und wieder ins Blickfeld gerät und man so eine gesunde Neugier für es entwickelt.
Meine einzige Absicht bei diesem Buch ist es, das Leben von Menschen zu verbessern
und möchte jeden meiner autistischen Leser auch dringend nahe legen, sich nicht
zu sehr dadurch unter Druck setzen zu lassen, das Buch sofort anzuwenden und
sich daran zu erinnern, dass auch Rom nicht an einem Tag erbaut wurde.
Auch ich selbst habe immer noch Schwierigkeiten, all diese Regeln in die Praxis
umzusetzen, aber es kann sicherlich helfen, sich dieser Regeln bewusst zu werden.
03 Wie man aus dem Buch den größten Nutzen zieht
- Nicht jeder
wird jeden Punkt in diesem Buch sofort ganz verstehen, aber wenn es beim ersten
Lesen nicht gleich verständlich ist, kann es sinnvoll sein, das zu überspringen
und später zu wiederholen.
- Dies ist ein
Buch, das dazu dint, Dir die vielen ungeschrieben Regeln klarzumachen, die
die meisten Menschen intuitiv beherrschen und als selbstverständlich ansehen.
- Wenn sich Menschen
nicht an diese Regeln halten, kommen sie manchmal problemlos davon, aber normalerweise
muss der, der diese Regeln verletzt, mit Missachtung und Strafe durch die
anderen rechnen. Dazu gehören: ausgelacht zu werden, als minderwertig behandelt
oder isoliert zu werden.
- Das Schwierigste
daran, autistisch zu sein (oder das Asperger-Syndrom zu haben), ist, dass
alle Welt von dir erwartet, dass Du diese Regeln kennst und nach ihnen lebst,
genau wie sie es tun, selbst wenn Dir niemand diese Regeln erklärt hat. Das
ist natürlich sehr unfair, aber leider sehen das die meisten Leute nicht so,
weil sie das Problem nicht erkennen.
- Wenn Du selbst
Schwierigkeiten damit hast, Dein Autist- (oder Asperger-)Sein für Dich zu
akzeptieren, kann das sie Dinge für Dich noch schwieriger machen. Dies zu
akzeptieren, wird Dir nicht nur helfen, aus diesem Buch den größten Nutzen
zu ziehen, sondern es wird Dir auch helfen, Fehler, die Du machst, zu entschuldigen
und Dir so einiges an Leiden zu ersparen, das Dich nur aufhalten würde.
- Normalerweise
gibt es auch die ungeschrieben Regel, dass
man nicht über ungeschriebene Regeln spricht, aber es ist meistens in Ordnung,
wenn man mit Eltern, Lehrern, Helfern oder Freunden darüber redet, wenn man
mit ihnen allein ist.
- Bei vielen Regeln
wirst Du wünschen, dass man sie Dir näher erläutert. Leider ist das nicht
immer möglich, ohne zu sehr vom eigentlichen Thema des Buches abzuschweifen.
Außerdem werden viele Menschen in der Lage sein, sich nach den Regeln in diesem
Buch zu richten, ohne dass sie sich ihrer wirklich bewusst sind.
- Wenn Du zu sehr
damit beschäftigt bist, diese Regeln zu hinterfragen, wirst du nicht dazu
kommen, sie auch praktisch umzusetzen und dann wird Dir dieses Buch nicht
sehr viel helfen. Es macht aber nichts, wenn du etwas Zeit dafür aufwendest,
bei einigen Regeln nachzufragen.
- Einige ungeschriebene
Regeln habe ich nicht mit aufgenommen, entweder, weil sie zu unbestimmt sind
und von der jeweiligen Situation abhängen oder weil ich sie selbst nicht kenne.
- Wenn Du das
Buch gelesen hast, denkst Du vielleicht, dass es die Regeln zu einem ziemlich
sinnlosen Spiel sind, aber bei diesem Spiel handelt es sich um das Leben und
die Regeln kann man nicht ändern.
- Das Problem
bei dem Spiel des Lebens ist, dass jede Situation etwas anders ist. Manches
kann man in einer bestimmten Situation anwenden, aber nicht in einer anderen.
Du wirst in diesem Buch keine Lösung für jede einzelne Situation finden, sondern
nur eine Reihe von allgemeinen Richtlinien.
- Autisten erinnern
sich in der Regel an Details, Nichtautisten an den Zusammenhang. Der Zusammenhang
ist in der Regel verbunden mit der Detektivarbeit, die die meisten Menschen
in die Lage versetzt, die ungeschriebenen Regeln der Gesellschaft zu befolgen,
die in diesem Buch beschrieben sind.
- Du wirst wahrscheinlich
schon einige der Regeln dieses Buches kennen, aber ich habe sie trotzdem alle
aufgeführt für diejenigen, denen sie noch unbekannt sind.
- Manchmal geben
Dir bestimmte Leute Ratschläge und Kritik, die Du für etwas bevormundend,
pedantisch oder unwichtig hältst. Das kann dazu führen, dass Du dagegen rebellieren
willst, aber es könnte sein, dass Du damit gerade gegen das rebellierst, was
Dir helfen könnte.
- Denk auch daran,
dass dieses Buch zum Teil auf meinen ganz eigenen Erfahrungen beruht und dass
das, was für mich richtig ist, nicht automatisch auch für andere richtig sein
muss.
04 Sich Gedanken machen
- Etwas, worin
Autisten besonders gut sind ist: sich Gedanken zu machen.
- Viele Deiner
Anstrengungen im Leben werden sicher kaum belohnt und Du findest vielleicht,
dass jeder um Dich herum ganz ungezwungen mit anderen reden kann und zwar
auf eine Art und Weise, die Dir vielleicht widersinnig erscheint.
- Wenn Du versuchst,
mitzumachen, indem Du genauso unsinnig redest, fühlen sich die Leute oft genervt.
- Wenn sich andere
Leute über Deinen Unsinn beschweren, wieso dann nicht über ihren eigenen?
Das ist doch nicht fair! Fühlst Du Dich genervt? Wenn ja, dann hast Du allen
Grund dazu, aber Du kannst nichts an den Tatsachen ändern. Dieses Buch kann
Dir aber helfen, den Unsinn der anderen besser zu begreifen.
- Das Problem
dabei, sich Gedanken zu machen, ist, dass Dich das von dem ablenkt, was wichtig
ist, um das Problem zu lösen.
- Bei manchen
Problemen hilft es, wenn man ihre komische Seite betrachtet. Wenn man lernt,
über sich selbst zu lachen, können manche Probleme dadurch verschwinden.
- Viele Leute
behalten ihre Probleme lieber für sich und tun so, als hätten sie alles im
Griff, aber viele müssen auch über ihre Probleme reden. Der Trick besteht
darin, mit den richtigen Leuten zu reden und nicht mit den falschen.
- Rede also nicht
öffentlich oder mit Leuten, die Du nicht kennst über Deine Probleme, es sei
denn es sind professionelle Helfer. Wenn Du es trotzdem tust, breitest Du
auch Deine Schwächen vor anderen Leuten aus. Glaub nicht, dass sie nicht hinhören.
- Kurzfristig
mag es Dir Sympathien einbringen, öffentlich über Deine Probleme zu reden,
aber langfristig wirst du Dich wahrscheinlich isolieren.
- Du kannst über
deine Probleme mit Lehrern, Eltern, nahen Verwandten und manchmal mit Freunden
reden, wenn Du mit Ihnen allein bist.
- Manchmal, wenn
auch nicht immer, ist es in Ordnung, mit Freunden in einer kleinen Gruppe
über Deine Probleme zu reden, aber es sollte immer im Rahmen des jeweiligen
Gesprächs stattfinden.
- Wenn Du über
Deine Probleme sprichst, versuche, Dich selbst dabei nicht zu schlecht zu
machen. Negatives Reden wird bei Dir negative Gefühle auslösen und die werden
es Dir schwer machen, Dich zu verteidigen. Du willst schließlich nicht in
einem Teufelskreis enden.
- Versuche also
im Gegenteil einen positiven Kreislauf zu erreichen. Das ist positives Denken,
wobei das Denken an Deine positiven Fähigkeiten Dich auch positiv fühlen lässt
und Du Dich leichter dagegen wehren kannst, heruntergezogen zu werden.
- Manchmal werden
Dich Leute als nutzlos oder dumm beschimpfen, Das liegt dann daran, dass Du
keine Gelegenheit hast, Deine Intelligenz zu beweisen und NICHT daran, dass
es wirklich so ist.
- Ein schlimmes
Gefühl, mit dem man umgehen muss, ist Schuld. Wenn Du glaubst, dass Du für
etwas die Schuld trägst, frage Dich, ob Du wirklich wissen konntest, dass
Du etwas falsch machst. Wenn nicht oder wenn Du zumindest nicht sicher warst,
hast Du auch keine Schuld, auch wenn andere Dir das vielleicht einreden. Alles,
was Du dann tun kannst, ist, Dir zu sagen, dass Du es nicht wieder tun wirst.
- Dich oft bei
jemandem zu entschuldigen, kann helfen, das Schuldgefühl zu mildern, aber
EINMAL reicht. Wenn Du es zu oft tust, erscheinst Du schwach und verletzlich.
- Wenn Du das
Gefühl hast, die ganze Welt sei gegen Dich, ist das eine Illusion. Außerdem:
jeder hat dieses Gefühl manchmal.
- Denk immer dran,
Geduld zu haben, wenn Du dieses Buch benutzt. Persönliche Entwicklung kann
ein langwieriger und schwieriger Prozess sein.
- Ein weiteres
Problem kann sein, dass es Dir nicht reicht, nur einen halben Erfolg geschafft
zu haben. Du bist vielleicht ein alles-oder-nichts-Typ, aber denk daran, dass
da vielleicht nur der Autismus in Dir spricht.
- Denk dran, das
Wichtigste ist der Wille und wenn Du tief in Dir weißt, dass Du es schaffen
kannst, dann versuch es.
05 Das Positive sehen
- Vieles
ist für intelligente Autisten leichter als für Nichtautisten.
- Autisten sind
besonders gut darin, Faktenwissen zu lernen und Fähigkeiten und Talente entwickeln
sie, wenn sie a) es wollen und b) ihnen die entsprechenden Informationen geboten
werden. Dadurch ergeben sich gute Karriereaussichten und es ist manchmal ausreichend,
um die Defizite, die man hat, auszugleichen.
- Nützliche Talente,
die man bei Autisten findet, sind ein fotografisches Gedächtnis, musikalische
Begabung, einen besonderen Sinn für visuelle Logik und ein außergewöhnliches
Potential für Computerprogrammierung.
- Immer pünktlich
am Arbeitsplatz zu erscheinen, eine präzise, hochqualifizierte Arbeit zu leisten
und immer die Termine einzuhalten wird Dir besonderen Respekt bei Deinem Vorgesetzten
einbringen.
- Manche sagen,
dass man mit Ehrlichkeit immer am besten fährt, aber wenn Du zu den richtigen
Menschen ehrlich bist und dennoch in der Lage bist, wenn es die Diskretion
erfordert, Verschwiegenheit zu bewahren, dann wird Dir Deine unübertroffene
Ehrlichkeit großen Respekt einbringen.
- Wenn Du generell
eher ein zurückhaltender Mensch bist, der nur redet, wenn es drauf ankommt,
kann auch das am Arbeitsplatz von Vorteil sein.
- Dass Du nicht
immer von ungeschrieben Regeln beeinflusst bist, kann Dir auch den Ruf eines
besonders eigenständigen Denkers einbringen.
- In vielen Situationen,
in denen sich Nichtautisten schnell provoziert oder belästigt fühlen, bleiben
Autisten oft unbeeinflusst und behalten einen klaren Kopf. Du bleibst vielleicht
ganz unbeeindruckt von einer gespannten Atmosphäre oder einer schlechten Stimmung,
unter der andere viel leichter leiden. Das Problem ist allerdings, dass Dir
dadurch auch die Gefahrensignale leichter entgehen, aber dieses Buch soll
ja helfen, sie Dir bewusst zu machen.
- Wenn Du das
willst, kannst Du auch formelle öffentliche Unterstützung beantragen, die
Dir das Leben etwas leichter macht. Sieh das nicht als eine Art Betrug. Schließlich
hast Du es auch sonst im Leben nicht leicht, sodass Du eine solche Förderung
durchaus verdienst. Das mag Dir dann auch überhaupt im Umgang mit Behörden
und Gerichten helfen, wobei es vielleicht auch gut wäre, einen guten Psychologen,
der das Problem kennt, zu Rate zu ziehen.
06 Körpersprache
- Körpersprache
besteht nicht nur aus Gesten, sondern auch aus dem Gesichtsausdruck, Blickkontakt,
sowie dem Tonfall und manchmal hängt es auch mit dem zusammen, was man trägt.
- Einige haben
ihre Körpersprache zu einer echten Kunst entwickelt, aber die meisten finden
sie schwierig.
- Viele fühlen
sich ständig unsicher, was ihre Körpersprache angeht, gerade auch diejenigen,
die sie eigentlich besonders gut beherrschen.
- Einen falschen
Gefühlsausdruck zu zeigen oder an der falschen Stelle zu lachen kann sehr
peinlich sein. Das kann Dir passieren, wenn Du an eine Sache denkst, während
die Leute um Dich herum über eine ganz andere reden. Wenn jemand Dich dann
darauf anspricht, sag ihm, Du seist abgelenkt gewesen.
- Wenn jemand
mit Dir über Gefühlsdinge redet und Du reagierst auf ihre Körpersprache nicht
entsprechend, könnte er denken, dass Du keine Empathie aufbringst oder es
Dir völlig gleichgültig ist.
- Wenn Dir jemand
sagt, dass Du nicht genügend Körpersprache benutzt, wirst Du sie vielleicht
etwas übertreiben müssen, um das, was Du sagst, zu betonen, aber auch nicht
zu sehr. Das wird sich am Anfang immer etwas gekünstelt anfühlen.
- Zur Körpersprache
kann man auch Floskeln wie "Entschuldigung", "bitte",
"danke", "prost", "tschüss" und zur Begrüßung
"hallo" rechnen. Oft kostet es einige Anstrengung, diese Floskeln
zu sagen, aber dann ist Höflichkeit eben eine Anstrengung. Diese Floskeln
gehören zum üblichen (nicht übertrieben höflichen) Umgangston, aber der Grad
der Höflichkeit wird immer auch von den Leuten abhängen, mit denen man zusammen
ist.
- Wir alle müssen
darauf achten, dass wir nicht hinter jemandem stehen, der uns nicht sieht,
weil derjenige, wenn er sich umdreht, einen Schreck bekommen könnte. Das gilt
besonders, wenn Du sehr groß bist. In einem vollbesetzten Bus oder Zug lässt
es sich allerdings nicht immer vermeiden.
- Es kann oft
Überwindung kosten, dreimal die Woche zu duschen oder zu baden und ein Deo
zu benutzen, aber es ist einfach leichter, mit Leuten zu reden, wenn man sich
selbst sauber fühlt und nicht riecht. Denk dran, dass Du es nicht immer selbst
merkst, wenn Du riechst.
- Wenn Du den
Eindruck erweckst, dass Du die Körpersprache perfekt beherrschst oder Du besonders
cool auftrittst, werden es Dir die Leute weniger leicht durchgehen lassen,
wenn Du dabei einen Fehler machst.
- Wenn Du erwachsen
bist und besonders, wenn Du groß bist, ist es besser, nicht auf der Straße
zu rennen, es sei denn, sie ist praktisch leer. Einem Bus oder Zug nachzurennen
ist okay, wenn Du sonst eine halbe Stunde warten müsstest, ebenso, wenn Du
es grade eilig hast, irgendwo hinzukommen. Wenn Du andrerseits zum joggen
rausgehst, trage am besten Shorts oder Trainingsanzug, damit die Leute sehen,
dass Du das als Sport machst und damit sie sich nicht irgendwie gestört fühlen.
- Wenn Du auf
der Straße jemanden siehst, den Du kennst, fühlst Du Dich vielleicht etwas
unangenehm, aber es wird reichen, einen kurzen Blick auszutauschen und sich
anzulächeln.
Abstand
- Der persönliche
Abstand dient dazu, dem anderen nicht zu nahe zu kommen, ohne aber zu große
Distanz zu halten.
- Der richtige
Abstand hängt von der Person ab, mit der man redet und auch von Zeitpunkt
und Ort.
- Wenn es eine
physische Anziehung zwischen Dir und einem anderen gibt, willst Du dem wahrscheinlich
nachgeben UND zugleich die korrekten Körpersignale erkennen. Das einfachste
ist dann, man arbeitet mit offenen Gesten, also geöffneten Händen und Armen,
sowie Gesten, die auf das Gegenüber hin gerichtet sind, während geschlossene
Gesten (Hände zur Faust geschlossen, Arme vor der Brust) und Gesten, die vom
Gegenüber weg weisen, Vermeidung signalisieren.
- Man muss sich
auch der sogenannten Annäherungs-Vermeidungs-Falle bewusst sein. Oft müssen
wir uns entscheiden, ob wir uns jemandem annähern wollen oder ob wir Annäherung
vermeiden bzw. weggehen wollen oder aber ob wir keins von beiden wollen.
- Ein weiteres
Problem besteht darin, das "Revier" des anderen zu erkennen. Wenn
Du unbewusst in eine Situation gerätst, in der Du in das Revier eines anderen
eindringst, kann das einigen Ärger mit sich bringen. Mir ging es zum Beispiel
einmal so, dass ich einer Frau, die in einem Haus voller Kinder wohnte, ein
offenes Ohr leihen wollte. Sie wurde dabei allerdings dadurch abgelenkt, dass
sie einen sehr besitzergreifenden Freund hatte, der gerade aus dem Gefängnis
gekommen war und nun ohne erkennbaren Grund hinausstürmte. Mir war nicht klar,
dass ich aus seiner Sicht sein Revier verletzt hatte. Zum Glück passierte
mir nichts weiter, da er erst am nächsten Tag wieder zurückkam. Nachdem Du
einen solchen Fehler gemacht hast, lass es Dir danach erklären - für andere
erscheinen diese Dinge ganz selbstverständlich.
Blickkontakt
- Den richtigen
Blickkontakt hinzubekommen ist gar nicht so einfach, da man oft im Gespräch
entweder zu viel oder zu wenig Blickkontakt verwendet.
- Wenn Leute nicht
reden und Du auch mit ihnen nicht redest, ist es in der Regel das Beste, sie
nicht anzusehen. Das hängt damit zusammen, dass sie sonst aus dem Augenwinkel
heraus bemerken, dass Du sie anschaust, was ihnen vielleicht unangenehm bist,
sodass sie dann über Dich hinter deinem Rücken reden. Deine Blickrichtung
zu kontrollieren ist vielleicht nicht immer einfach, aber auch nicht ganz
unmöglich. Wenn Du auf jemanden zeigst, während Du mit einem anderen über
ihn sprichst, kann das unhöflich wirken, wenn derjenige es bemerkt. Ebenso
kann es aggressiv wirken, wenn Du auf jemanden zeigst, mit dem Du Dich gerade
streitest und mit dem Du Blickkontakt hältst. Versuche, nicht auf andere zu
zeigen, das kann Dir einigen Ärger ersparen.
- Wenn Du mit
jemandem redest oder jemand mit Dir, behalte folgende Richtlinien im Kopf:
- wenn du den
Blickkontakt unter einem Drittel der Zeit aufrechterhältst, kann das sowirken als ob Du zu schüchtern (wenn Du zu Boden
siehst) oder aber unehrlich bist (wenn Du zur Seite siehst).
- wenn Du über
zwei Drittel der Zeit Blickkontakt hältst, kann das so wirken als obDu jemanden magst (wenn Du in dessen Gesicht
schaust) oder als ob Du aggressivbist
(wenn Du ihm direkt in die Augen siehst.
- wenn Du ständig
Blickkontakt hältst, bedeutet das entweder: Du forderst Dein Gegenüber heraus
(ein aggressiver Blick) oder machst Dich über ihn lustig (ein nachäffender
Blick). In anderen Kulturen dagegen, etwa bei Südländern, kann das
auch Vertrautheit ausdrücken. Für jemanden mit Autismus ist das nicht
so einfach, weil er erst herausfinden muss, ob der Blick tatsächlich angemessen
ist. Außerdem ist es schwer, sich gleichzeitig auf den Blickkontakt und
das Gespräch selbst zu konzentrieren.
Tonfall
- Du gehörst vielleicht,
ohne es zu wissen, zu denen, die ganz ohne einen Ausdruck in der Stimme reden.
- Frage jemanden,
dem Du vertraust, ob das so ist; wenn ja, wirst Du vielleicht Deine Betonung
etwas übertreiben müssen, um bestimmte Dinge zu betonen. Das wirkt am Anfang
sicher etwas gekünstelt.
- Wenn Du einem
Kind eine Geschichte vorliest, gilt: je mehr Betonung, umso besser.
- Die Betonung
in der Stimme ist wichtig, um zu bestimmen, ob wir von etwas begeistert sind
oder etwas sarkastisch finden und auch ob wir etwas ernst oder ironisch meinen.
- Ohne Ausdruck
in der Stimme zu reden kann so wirken, als seist Du depressiv. Wenn Du über
etwas Schönes oder Aufregendes redest, sollte Deine Stimme auch entsprechend
klingen, sonst hört es sich für andere etwas irritierend an.
- Wenn Du gerade
im Stimmbruch bist, versuche es am besten mit der tieferen Stimmlage. Für
Dich hört es sich vielleicht „von innen“ etwas komisch an, aber für andere
„von außen“ kann es dennoch natürlich klingen. Wenn Du Dir Gedanken machst,
wie es wohl auf Freunde wirken könnte – es wird ohnehin nur ein vorübergehendes
Problem sein – könnte es hilfreich sein, einen Schulwechsel für den Stimmbruch
zu nutzen.
- Schließlich
solltest Du daran denken, deutlich und nicht zu leise zu sprechen. Das hängt
immer auch vom Abstand zum Gegenüber ab und bei vertraulicheren Themen sollte
die Stimme etwas leiser sein. Wenn alle um Dich herum flüstern (oder auch,
wenn jemand schläft) empfiehlt es sich, auch zu flüstern.
- Manchmal, wenn
Du besonders laut und deutlich sprechen musst, etwa, wenn Du auf einer Bühne
stehst, wirst Du Deine Stimme „projizieren“ wollen – versuche dann, eine entspannte
Haltung einzunehmen und stell Dir vor, Deine Stimme käme aus Deinem Bauch,
auch wenn sich das vielleicht etwas seltsam anhört.
Kleidung
- Auch die Kleidung,
die Du trägst, teilt anderen etwas über dich mit.
- Wenn Du Kleidung
mit besonders auffallenden bunten Farben trägst, vielleicht um besonders selbstbewusst
zu wirken, kann es sein, dass viele Leute das Interesse an Dir verlieren.
- Wenn Du mit
Cowboystiefeln, aufgeschlitzten Jeans, Heavy-Metal-T-Shirts und einer metallbesetzten
Lederjacke auftrittst, werden die Leute entweder Angst haben, Dir zu nahe
zu kommen oder sie wollen mit Dir über Heavy-Metal-Musik, das Leben auf der
Straße und über Clubs reden. Das ist ein Image, das man nicht so schnell wieder
los wird.
- Wenn Du eher
unaufdringliche Farben für Deine Sachen nimmst, etwa blau, grau, dunkelgrün,
schwarz oder weiß, sodass die anderen nicht darüber lachen werden und Du dennoch
halbwegs modisch gekleidet bist, wird man Dich eher nach deiner Art und weniger
nach deiner Kleidung beurteilen, was sicher das ist, was Du brauchst.
- Meist ist es
eine gute Idee, die Meinung eines anderen - am besten jemand, dem Du vertrauen
kannst - über das zu hören, was man am besten trägt.
07 Wahrheit, wörtliche und nicht-wörtliche Bedeutung
Ironie bedeutet,
dass jemand etwas sagt, aber das Gegenteil meint, etwa wenn jemand rülpst und
man antwortet darauf "wie höflich". Am besten erkennt man Ironie am
Tonfall der Stimme. Manchmal wirst Du Dich gegen Ironie und Sarkasmus zur Wehr
setzen müssen - wie, zeige ich in den nächsten Kapiteln.
- Die Unkenntnis
der Wahrheit ist ein verbreiteter Grund, warum sich Leute nicht an sie halten.
- Eine besonders
perfide Form, sich nicht an die Wahrheit zu halten, ist es, einen Sündenbock
zu suchen. Das bedeutet, dass man sich jemanden sucht, dem man die Schuld
für Dinge in die Schuhe schiebt, an denen er unschuldig ist. Besonders schlimm
ist es, wenn jemand bewusst einen Fehler begeht, nur um Dir dann die Schuld
dafür zu geben. Wenn das passiert, musst Du zunächst herausfinden, ob es sich
nur um einen Scherz handelt oder ob jemand Dir wirklich etwas Böses will.
Wenn Letzteres der Fall ist, wirst Du irgendwie beweisen müssen, dass Du unschuldig
bist und Du wirst den richtigen Leuten klarmachen müssen, wen tatsächlich
die Schuld trifft und Deine Aussage bekräftigen.
- Andrerseits
kann es sein, dass jemand ganz unschuldig etwas Unwahres sagt, weil er einfach
nur mit seiner Phantasie spielt. Das ist etwa dann der Fall, wenn Kinder so
tun als wären sie Zeichentrickhelden oder wenn sich Erwachsene als Weihnachtsmann
verkleiden oder bei Schauspielern.
- Wenn Dich jemand
etwas fragt und die wahre Antwort könnte ihn verletzen oder könnte Dritten
schaden, könntest Du zu einer Notlüge greifen, um Derartiges ganz zu vermeiden.
- Wenn Du nicht
lügen willst, kannst Du dennoch die Wahrheit verschweigen. Du kannst für jemanden
ein Geheimnis bewahren oder Dir und anderen Ärger ersparen. In diesem Fall
kann es vernünftig sein, im Gespräch bestimmte Themen zu vermeiden oder Du
bist vielleicht gezwungen, zu tun als würdest Du etwas nicht wissen und wirst
versuchen, abzulenken (oft vielleicht mit einem Witz) oder direkt zu lügen.
Außerdem erwartet man vielleicht von Dir, etwas aufgrund von Andeutungen zu
verstehen, das für andere ein Geheimnis bleiben soll.
- Wenn Dir jemand
etwas sagen will, aber Angst hat, es könnte Dich verletzen, wird er Dir einen
entsprechenden Fingerzeig geben. Das beste Beispiel hierfür ist es, wenn ein
Mann mit einer Frau redet, sie aber nicht mit ihm gehen will und statt ihm
direkt zu sagen, dass sie nicht an ihm interessiert ist unauffällig "ihren
Freund" ins Gespräch bringt.
- Manchmal wird
man auch durch rhetorische Mittel wie Metaphern oder Redewendungen irregeführt,
die man nicht immer wörtlich nehmen darf. Wenn Du damit Probleme hast, kannst
Du sie auch in bestimmten Büchern nachschlagen oder sie Dir von jemandem erklären
lassen.
- Manchmal wird
Dich jemand anlügen, weil er etwas von Dir will. Das beste Beispiel hierfür
ist ein Vertreter, der Dein Geld will. Wenn er Dir einen Fernseher verkauft,
der nicht funktioniert, hat er Dich ganz einfach reingelegt.
- Im Gespräch
kommt es oft vor, dass Menschen übertreiben. Wenn jemand sagt, er habe letzte
Nacht zehn Glas Bier getrunken, dann kann es sein, dass es tatsächlich nur
fünf waren. Man kann Menschen, die gern übertreiben, sehr schnell missverstehen.
- Wenn jemand
etwas sagt, das wörtlich genommen beleidigend wirkt, etwa: "Du bist ja
potthässlich", es aber mit einem ironischen Unterton sagt und dabei lacht,
dann meint er es als einen Scherz. Man muss darauf oft sehr schnell reagieren.
- Die Art von
Unwahrheit, mit der vielleicht am schwersten umzugehen ist, ist das auf-den-Arm-nehmen,
wenn jemand etwas als Scherz sagt, um zu sehen, ob Du ihm glaubst oder nicht.
Wenn das, was derjenige sagt, besonders unwahrscheinlich klingt oder die Leute
um Dich herum bemüht sind, nicht loszulachen, nimmt man Dich wahrscheinlich
auf den Arm. In dem Fall lacht man am besten und zeigt, dass, dass man es
nicht ernst nimmt. Wenn Du Zweifel darüber signalisierst, ob die Geschichte
wahr ist oder nicht, werden sie das als Zeichen dafür nehmen, dass sie sie
glaubhaft erzählt haben. Denk dran, dass sie vielleicht nie zugeben werden,
dass sie erfunden ist, egal, wie sehr Du nachbohrst.
- Manchmal wird
man Dich vielleicht drängen, Dich irgendwie zu produzieren. Zum Beispiel wenn
man Dich bittet, zu tanzen oder etwas vorzusingen. Selbst wenn es Dir vielleicht
gar nicht so viel ausmacht, ist es wichtig, da nicht nachzugeben, egal, wie
sehr sie Dich drängen. Reagiere am besten ähnlich, wie in dem Fall, dass man
Dich auf den Arm nimmt, nur noch etwas ärgerlicher. Wenn Du Dich einmal auf
so etwas einlässt, wird man immer wieder versuchen, Dich zum Pausenclown zu
machen. Wenn es Dir in der Vergangenheit so ergangen ist, lass Dich halt in
Zukunft nicht mehr darauf ein.
- Wenn Du an solchen
Spielen wie Strip Poker oder ähnlichem teilnehmen solltest, wird der Druck
auf Dich noch größer sein. Da ist es in der Regel in Ordnung, mitzumachen,
wenn man nicht grade etwas ganz und gar Ungewöhnliches von Dir verlangt; dann
ist es besser, falls die anderen zu aufdringlich werden, den Raum zu verlassen.
Wenn es echte Freunde sind, werden sie es Dir nicht länger als einen Tag nachtragen.
- Man muss daran
erinnern, dass sich nicht jeder an die Wahrheit hält. Außerdem sucht sich
mancher zu seinem Vorteil bestimmte Aspekte der Wahrheit heraus und verleugnet
andere, etwa, wenn er vor Gericht steht.
- Wenn Du herausfinden
willst, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht und Du gute Gründe hast, an
ihm zu zweifeln, versuche, durch Fragen Fehler in seiner Logik herauszufinden.
Fehlurteile, die andere über Dich gebildet
haben
- Wenn Du Probleme
mit Blickkontakt und Körpersprache hast, werden manche Dich vielleicht für
durchtrieben oder unehrlich halten. Wenn sie das denken, sind sie sicher im
Irrtum.
- Wenn Du auf
die Körpersprache der anderen nicht entsprechend reagierst, werden sie Dich
fälschlicherweise für unsympathisch halten.
- Viele werden
den Fehler machen, Dich für dumm zu halten. Wenn das daran liegt, dass Du
einfach wenig Gelegenheit hast, Deine Intelligenz zu beweisen, wirst Du nicht
viel dagegen machen können, außer, dass es sich vielleicht einmal zufällig
ergibt, dass sie mitbekommen, wie Du in einem bestimmten Bereich eine besonders
gute Leistung erbringst. Vielleicht kommentieren sie das dann auch nicht weiter,
obwohl sie Dein Talent gesehen haben.
- Wenn Du versuchst,
ganz besonders cool. Geistreich, zäh und selbstbewusst zu sein, dann wird
jeder Verstoß gegen ungeschriebene Regeln, den Du unbewusst begehst, besonders
gegen Dich ausgelegt werden. In dem Fall ist es vielleicht besser für dich,
Deinen Ehrgeiz etwas zu bremsen.
08 Gespräche
- Du weißt sicher,
dass es auch für Gespräche bestimmte Regeln gibt.
- Wenn Leute an
einem Gespräch teilnehmen, schließen ihre Beiträge normalerweise an vorher
Gesagtes an; wir halten uns an das für das Gespräch Relevante, damit das Gespräch
im Fluss bleibt.
- Vermeide es,
Offensichtliches auszusprechen. Du wirst auch selbst Fragen vermeiden, wenn
Du die Antwort bereits kennst. Auf diese Weise bleibt das Gespräch interessant.
- Vermeide Wiederholungen
oder Dinge noch einmal zu erläutern, wenn man bereits verstanden hat, was
Du sagen willst. Das ist sicher nicht ganz einfach, da Wiederholungen zum
Autismus dazugehören. Wahrscheinlich passiert es Dir oft, dass Du dieselben
Gedanken in Deinem Kopf immer wieder wiederholst. Wenn Du unbedingt weiter
über ein Thema reden musst, versuche, es unter einem anderen Blickwinkel zu
betrachten oder noch besser, versuche einen Weg zu finden, wie Du zu einem
anderen Thema überleiten kannst. Ich versuche immer wieder, neue Gedanken
zu entdecken und das scheint mir eine ganz nützliche Vorgehensweise zu sein.
- Vielleicht gibt
es Themen, die Dich besonders faszinieren und über die Du unbedingt reden
willst. Wenn Deine Zuhörer dabei unbeteiligt vor sich hin- oder Dir über die
Schulter schauen, sind sie vielleicht gelangweilt. Dann kannst Du sagen: "Entschuldigung,
aber ich habe mich wohl mitreißen lassen. Das ist mein Lieblingsthema."
- Einige werden
auch direkt auf Deine Beiträge antworten, bevor Du einen Satz beendest; wenn
sie einen Gedanken von Dir aufnehmen, wirst Du den Satz nicht beenden müssen.
- Wenn Du etwas
sagst, das für die anderen vielleicht wenig Sinn ergibt, werden sie sich vielleicht
gelangweilt oder gestört fühlen, aber Dir vielleicht verzeihen. So etwas passiert
jedem einmal. Achte nur darauf, dass es Dir nicht zu oft passiert.
- Wenn Du etwas
unbedingt sagen willst, das zwar wichtig ist, aber nicht unbedingt für das
Gespräch relevant ist, etwa: "Bob hat heute für Dich angerufen",
oder "ich wollte mit Dir gern etwas bereden, was mir Sorgen macht",
dann ist es am besten, Du findest jemand Passenden, wenn er nicht gerade in
ein Gespräch verwickelt ist. Versuche, dafür den richtigen Moment zu erwischen;
das richtige Timing ist dabei wichtig. Wenn Du einen
Telefonanruf ausrichten willst und glaubst, Du könntest ihn vergessen, wenn
Du länger wartest, schreib es einfach auf einen Zettel, den Du neben das Telefon
legst.
- Wenn Du etwas
mitteilen musst, das absolut keinen Aufschub duldet, etwa: "Bob hat grade
einen schweren Schlag am Kopf abbekommen und ist bewusstlos", dann MUSST
Du das Gespräch unterbrechen.
- Um an einem
Gespräch teilzunehmen, muss man vor allem zuhören. Zuhören kann manchmal recht
schwer sein, besonders, wenn man sowieso schon den ganzen Tag die Ohren offen
halten muss, aber das lässt sich üben. Das Wichtigste beim Zuhören ist, dass
man den Zusammenhang des Gesprächs mitbekommt.
- Achte darauf,
ob jemand Blickkontakt zu Dir aufnehmen will, da damit signalisiert wird.
Dass derjenige Deine Meinung zum Thema hören will.
- Beim Zuhören
ist es immer besser, wenn man keine Vermutungen oder vorgefasste Meinung darüber
hat, was ein anderer gleich sagen möchte.
- Einige Themen
gelten als Tabuthemen und wenn Du nicht sicher bist, ob ein bestimmtes Thema
hierzu gehört, sprich es besser nicht an.
- Wenn ein Gespräch
lebendiger wird, sagen Leute bisweilen Dinge wie: "Kopf hoch!",
"wird schon!", "oh, wie schön!" oder "sehr gut!"
Das mag sich alles erst mal banal und etwas kitschig anhören, aber es dient
dem sozialen Ritual ebenso, als wenn man jemanden daran erinnert, eine Geburtstagskarte
zu schreiben. Man kann damit ein Gespräch in Gang bringen oder ausdrücken,
wie man sich grade fühlt.
Allgemeinbildung
- Auch wenn es
wahr ist, dass sich Autisten gut Details merken können, so gilt das doch nur,
wenn sie sich dafür bewusst anstrengen und manchmal sind es auch nicht immer
die richtigen Details.
- Außerdem führt
das ständige in-Gedanken-sein dazu, dass es schwerfällt, Dinge "nebenbei
zu lernen", was genau das ist, was die meisten Nichtautisten tun.
- Es kann schwierig
sein, in ein Gespräch einzusteigen, wenn man nicht die nötige Allgemeinbildung
hat. Das Problem dabei ist, dass es für Allgemeinbildung nicht eine einzelne
allgemeinverbindliche Quelle gibt, aber hier sind einige Tipps:
- in Gesprächen
geht es sehr oft um Sport (meist Fußball), Popmusik, Filme, Politik, die
Medien, Fernsehen, Computer, Mode, Hobbies und Freizeitaktivitäten. Allerdings
findet man selten jemanden, der ein Fachmann auf allen diesen Gebieten
ist.
- Viele Teenager
und junge Erwachsene, die über Musik reden, achten mehr auf die Popstars
als auf deren Musik. Manchmal suchen sie sogar ihre Partner danach aus,
ob sie einem Promi ähnlich sehen. Bei solchen Leuten musst Du manchmal
einfach akzeptieren, dass Du nicht dazupasst und Dir anderswo Freunde
suchen.
- Ähnlich
sieht es manchmal bei Sportfragen, besonders Fußball aus. Oft tun sich
die Fans des einen Vereins zusammen und meiden jeden,
der Fan eines anderen Vereins ist.
- Du kannst
einiges über diese Themen aus Fernsehen, Radio, Zeitschriften,Büchereien,
Videotheken und Zeitungen erfahren; es gibt auch Hefte, in denen Du die
aktuellen Charts, CDs und Filme nachlesen kannst, aber es kann sich auch
als reine Zeitverschwendung herausstellen, zu viel Energie in diese Dinge
zu investieren, die Dich nicht wirklich interessieren, wenn Du am Ende
sowieso nicht gerne über diese Dinge reden willst.
- Auch in den
Gesprächen selbst kannst du Deine Allgemeinbildung erweitern, wenn Du aufmerksam
zuhörst; achte vor allem darauf, wenn Namen von Promis erwähnt werden, dadurch
kannst Du das Lernen sehr beschleunigen.
Namen
- Sich Namen zu
merken kann ein Problem darstellen, aber das ist wichtig, wenn in Gesprächen
Promis eine Rolle spielen oder wenn es um Filme, Bücher und besonders um Krimis
geht.
- Auch sich die
Namen von Leuten aus dem eigenen Umkreis zu merken, kann problematisch sein,
aber das ist nicht ganz so wichtig, wie man vielleicht denkt. Versuche, Dir
die Namen zu merken, aber wenn es Dir auch beim zweiten Nachfragen nicht gelingen
will, reicht es meist, wenn Du einfach erklärst, Du hättest eben ein schlechtes
Namensgedächtnis.
- Es hilft auch,
wenn Du die Namen mit einer besonders auffälligen Eigenschaft der betreffenden
Person verbindest, z.B. Sarah ist diejenige mit dem Nasenring oder Bob ist
derjenige mit dem Bart.
09 Witze und Konflikt
- Der Sinn für
Humor bei Autisten handelt oft von Dingen, die vielleicht etwas albern, lächerlich
oder leicht verrückt erscheinen.
- Manchmal kann
es notwendig sein, einen Witz für sich zu behalten, wenn es um etwas geht,
das für einen selbst, nicht aber unbedingt für andere witzig ist. Lachen ist
zwar ein überaus angenehmes Gefühl und es zurückzuhalten kann ärgerlich sein,
aber dennoch gilt, dass ein Lachen an der falschen Stelle andere Leute nerven
kann.
- Der Sinn für
Humor von Nichtautisten dreht sich oft darum, über andere Leute und ihre Schwächen
zu lachen. Jeder wird irgendwann Opfer solcher Scherze, aber einige sind es
leider öfter als andere. Manchmal können Nichtautisten in ihrem Humor auch
ziemlich rücksichtslos sein. Das gilt besonders unter Teenagern und jungen
Erwachsenen, die weniger Rücksicht nehmen als ältere Menschen.
- Manche Zoologen
glauben, dass Humor beim Menschen eine Art Ersatz für die bei Tieren übliche
Hackordnung darstellt.
- Allerdings spricht
niemand über die Hackordnung, der er selbst angehört.
- Manche Gruppen
schließen sich Fremden gegenüber gerne ab, aber einige sind da auch etwas
offener.
- Oft schließen
sich zwei oder mehr Leute gegen einen anderen zusammen, um so ein Gefühl der
Zusammengehörigkeit zu erreichen. Darum kann man in der Regel ernsthafter
mit jemandem reden, wenn man ihn allein antrifft.
- Wenn man etwas
sagt oder tut, dass man auf sexuelle Weise fehlinterpretieren kann, dann ist
das oft als Witz gemeint, oft genug auf Deine Kosten.
- Wenn Du Opfer
eines solchen Witzes geworden bist, kannst Du das manchmal für Dich selbst
in konstruktive Kritik übersetzen und dann wirkt es vielleicht persönlichkeitsbildend.
- Wenn der Witz,
der auf Dich zielt, nicht zu böse ist, kannst Du auch einmal selbst drüber
lachen.
- Wenn er allerdings
böse ist, kannst Du etwa antworten: "was genau meinst du damit?",
"was soll das heißen?" oder "ist ja nicht grade sehr nett!"
Man muss klug sein, da die richtige Reaktion zu zeigen, aber manchmal hilft
es, auf einen anderen abzulenken.
- Wenn ein Witz,
der auf Deine Kosten geht, wirklich gemein ist, gibt es noch eine letzte Zuflucht.
Sag, dass Du diesen Witz gemein fandest und frag, ob er wirklich so gemeint
war. Wenn der andere dann nur meint, ob Du denn keinen Spaß verstehst oder
sonst wie ausweicht, bleibe dabei und frag ihn noch mal, ob es wirklich so
gemeint war. Wenn er nein sagt, ist es gut. Wenn er ja sagt, lass ihn stehen
und rede erst wieder mit ihm, wenn er sich ernsthaft entschuldigt hat.
- Fragen sind
oft eine bessere Verteidigung als einfache Aussagen.
- Denk dran, dass
diejenigen, die Dich unfair und ohne Grund schlecht behandeln oft selbst schwach
sind und ihre eigene Schwäche auf Dich projizieren.
- Wenn Du mitmachen
und Witze auf andrer Leute Kosten machen willst, halte Dich an folgendes:
Versuche, dabei nicht bewusst verletzend zu sein, selbst wenn andere das auch
tun. Wer das tut, ist in der Regel im Unrecht. Versuche es nicht auf Kosten
von Leuten, die cleverer und witziger sind als Du: die Replik könnte besser
ausfallen als dein eigener Witz und dann stehst Du ziemlich schlecht da. Das
ist genauso, als wenn Du Dich körperlich mit jemandem anlegst, der größer
ist als Du. Versuche es auch nicht auf Kosten von Leuten, die ruhiger und
schüchterner sind als Du. Das ist, als würdest Du Dich körperlich mit jemanden
anlegen, der kleiner ist als Du. Mach auch nicht unbedingt Witze über Eltern
von jemandem, denn wenn man das zur falschen Zeit tut, kann das manche Leute
ziemlich aggressiv machen. Vermeide es auch, über eigene Witze zu lachen.
- Bei Komik geht
es nicht nur um spielerische Konfrontation, es ist auch eine witzige Art,
mit der Menschen mit den Tragödien des Lebens fertig werden können, ohne an
ihnen zu leiden. "Wenn wir nicht lachen würden, müssten wir weinen."
10.
Sexualitätsbezogene Probleme und Ausgehen
- Unter Jungen
wird viel mehr über Sex geredet und getuschelt als dann tatsächlich auch praktiziert
wird.
- Es gibt unterschiedliche
Regeln für Männer und für Frauen.
- Wenn ein Mann
jede Menge Freundinnen hat, dann ist er ein Playboy oder ein Hecht; das gilt
als ein Kompliment.
- Die meisten
Männer fühlen sich von attraktiven, gutaussehenden, hilfsbereiten, selbstbewussten
Frauen angezogen, aber das ist bei jedem Mann etwas anders.Wenn eine Frau
jede Menge Freunde hat, dann gilt sie als Hure oder leichtes Mädchen. Das
ist eine Beleidigung, egal, wie ungerecht diese Regel erscheint. Wenn jemand
eine Frau zum Spaß so nennt, sollte er sicher sein, dass es wirklich nur zum
Spaß ist und es auch so klingt und er muss es zum richtigen Zeitpunkt sagen.
Wenn Du nicht sicher bist, ob der Zeitpunkt der richtige ist, sag es lieber
gar nicht.
- Die meisten
Frauen werden in der Regel von Männern angezogen, die gut aussehen, sich wie
Gentlemen benehmen, ihre Signale zur Wahrung des Abstands erkennen (siehe:
Körpersprache), höflich sind, sauber, ehrlich,
nicht zu sehr versuchen, zu beeindrucken, anpassungsfähig, positiv, hilfsbereit,
charismatisch, gesellig, mit Charakter in der Stimme, weder zu soft noch zu
macho und die Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen. Die wenigsten Männer erfüllen
alle diese Kriterien, aber die meisten Frauen erwarten auch nicht den perfekten
Mann.
- So, wie die
Regeln für Männer und Frauen unterschiedlich sind, so sind sie es auch für
Schwule und Lesben.
- Man muss die
verschiedensten Schimpfwörter und Slangausdrücke kennen, wenn man die Witze
unter Jugendlichen verstehen will. Wenn Du diese lieber nicht benutzt, musst
Du nicht und das ist vielleicht auch besser so. Andrerseits findet man sie
auch in einem modernen und dicken Wörterbuch.
- Jemandem zu
nahe zu kommen kann ziemliche Probleme verursachen, solange man denjenigen
noch nicht besonders gut kennt. Andrerseits willst Du vielleicht auch keine
Hindernisse aufbauen, Wenn Du ein Mann bist und anderen erlaubst, auf Dich
zuzugehen und mit Dir zu flirten, ohne selbst auf andre zuzugehen und mit
ihnen zu flirten, ergeben sich wohl die wenigsten Probleme und das ist wohl
die beste Alternative (siehe: Abstand).
- Wenn Du eine
Frau bist, such Dir genau aus, mit wem Du flirtest. Wenn Du mit einem Mann
flirtest, der die Abstandsregeln nicht respektiert, kann er sehr nervig werden.
- Wenn es zwischen
Dir und anderen zum Körperkontakt kommt, versuche dabei, einen Sinn dafür
zu entwickeln, was angemessen ist und was nicht, sonst können manche Leute
plötzlich ziemlich unfreundlich auf Dich reagieren, ohne dass sie Dir sagen,
warum.
- Wenn Du in jemanden
verknallt bist, lass es öffentlich niemanden wissen. Manche werden sich sonst
vielleicht darüber lustig machen und Deine Chancen ruinieren. Du kannst es
einem Freund erzählen, den Du kennst und dem Du vertraust, wenn Du glaubst,
dass er Dir helfen kann. In diesem Kapitel findest Du noch weitere Tipps,
wie man Leute um Rat fragt.
- Wenn Du noch
Jungfrau bist, erzähl das niemandem und vermeide in Gesprächen entsprechende
Themen, besonders, wenn Du ein Mann bist. Es gibt da draußen eine Menge Jungfrauen,
manche über dreißig und die wenigsten erzählen es anderen. Falls Du es schon
erzählt hast, ist das nicht so schlimm, erzähl es halt nicht noch mehr Leuten.
- Wenn Leute Dich
wegen Deiner Jungfräulichkeit hänseln, zeig ihnen nicht, dass es Dich trifft
und lass nicht zu, dass sie aus Dir einen Typen machen, der immer nur das
eine im Kopf hat, weil das eine Menge Ärger verursachen kann.
- Mach Dir auch
nicht zu viel Gedanken, unbedingt mit jemandem ins Bett zu müssen, nur damit
Du sagen kannst, dass Du es getan hast. Wenn Dich jemand fragt, ob Du es getan
hast, ist es sowieso bewundernswerter, wenn Du mit einem Lächeln etwa so etwas
sagen kannst wie: "was bedeutet es Dir?", "das ist was Persönliches"
oder "kümmer Dich um Deine eigenen Angelegenheiten". Dann denkt
der andere wahrscheinlich von selbst, dass Du es getan hast. Schließlich,
wenn Dir jemand so antworten würde, würdest Du es sicher auch glauben, oder?
- Wenn Du kürzlich
mit jemandem ein Rendezvous hattest oder im Bett warst, werden Deine Freunde
und Kumpel ziemlich hartnäckig so viel über diese Begegnung herausfinden wollen,
wie sie können. Das kann ziemlich peinlich sein. In so einer Situation entscheidest
Du Dich vielleicht dafür, absolut nichts zu erzählen, bis die anderen das
Interesse verlieren. Du kannst auch versuchen, die anderen ganz einfach nicht
ernst zu nehmen und ihnen mit einem Lächeln die wildesten Geschichten erzählen.
- Einige Männer
verstehen einfach nicht, dass allein die Vorstellung, ihr eigenes Ego dadurch
stärken zu wollen, dass sie so viel sexuelle Abenteuer wie möglich sammeln,
für die betroffenen Frauen beleidigend und demütigend sein kann.
- Viele Menschen
erleben ihre erste sexuelle Erfahrung als enttäuschend.
Ausgehen
- Der beste Grund,
abends auszugehen, in eine Kneipe oder einen Club, ist der, Spaß zu haben
und mit Leuten zu reden.
- Wahrscheinlich
hast Du mehr Spaß, wenn du mit Freunden ausgehst als wenn Du allein unterwegs
bist.
- Beim Ausgehen
sind die Regeln zur Körpersprache besonders wichtig.
- Achte auf Deinen
Blick (außer natürlich, wenn Du Dich mit jemanden unterhältst). Wenn Du jemanden
zu lange ansiehst, wird derjenige das wahrscheinlich aus dem Augenwinkel bemerken.
Es kann ihm möglicherweise unangenehm sein. Vielleicht erzählt derjenige es
dann seinen Freunden und die können dann insgeheim unfreundlich auf Dich reagieren,
Das gilt besonders, wenn ein Mann eine Frau anstarrt.
- Es gibt Menschen,
die sehr höflich zu Dir sein können, aber auch sehr unhöflich hinter Deinem
Rücken über Dich reden können. Wenn Du wissen willst, ob sie Dich wirklich
mögen oder nicht, beachte die Regeln im Abschnitt Blickkontakt.
- Wenn Du zu einer
Party eingeladen bist, tauche am besten wenigstens eine halbe Stunde zu spät
auf.
- Es ist immer
gut, vor dem Ausgehen zu baden oder zu duschen.
- Am besten, man
ist nicht der erste auf der Tanzfläche, auch wenn Dir das selbst vielleicht
nicht viel ausmacht. Das heißt nicht, dass Du nicht versuchen kannst, einen
anderen zu überreden, der erste zu sein.
- Wenn Du in einer
Disco bist und Probleme damit hast, mit Leuten ein Gespräch anzufangen, weil
die Musik so laut ist, gehörst Du vielleicht zu denjenigen, die sich in Kneipen
oder auf Parties wohler fühlen.
- Wenn du gerne
Alkohol trinkst, weil Du dann leichter Kontakt zu anderen findest, sind ein
oder zwei Gläser vielleicht genug. Versuch nicht, soviel zu trinken, dass
Du die Kontrolle über Dich verlierst, weil Du sonst dafür sorgen könntest,
dass man das Interesse an Dir verliert.
- Die meisten
Leute glauben NICHT, dass rauchen cool ist, also fange nicht aus diesem Grund
damit an.
- Wenn Du zu jemandem
zu einer Party gehst, kann es sein, dass dort Haschisch angeboten wird. Für
Haschisch gibt es auch viele andere Bezeichnungen, etwa Gras, Marihuana, Dope.
Normalerweise raucht man es zusammen mit Tabak in einem Joint oder Spliff.
Wenn Du das auch mitmachen willst, denk auch an die Risiken, die damit verbunden
sind und auch daran, dass Du beim Rauchen weniger gesellig bist. Außerdem
können Drogen bei dir anders wirken als bei anderen, da bei Autisten die Gehirnchemie
anders funktioniert.
- Sei vorsichtig,
wo und wann Du über illegale Drogen redest, denn sie SIND illegal.
- Kaufe NIE illegale
Drogen auf der Straße, weil Du dabei fast unweigerlich reingelegt wirst und
außerdem können die Leute, die das verkaufen, sehr schnell unfreundlich werden.
Flirten
- Wenn Du Dich
dafür entscheidest, auszugehen, können Dir die folgenden Tipps helfen, aber
es ist wichtig, vorher die Kapitel Körpersprache
(besonders: Abstand, Blickkontakt
und Kleidung), Wahrheit, wörtliche
und nicht-wörtliche Bedeutung, Gespräche, Witze
und Konflikt und sexualitätsbezogene Probleme zu lesen.
Am besten wäre es sogar, vorher alle anderen Kapitel dieses Buches gelesen
zu haben, die zu diesem Punkt führen.
- Flirten gilt
normalerweise als Sache der Männer, aber heutzutage ist es nicht ungewöhnlich,
dass die Frau den aktiven Part übernimmt.
- Wenn Du mit
jemandem flirten willst, ist es am besten, erst mal einfach zu reden, ohne
sich gleich zu nahe zu kommen.
- Der akzeptable
Abstand wird bei jedem Menschen etwas anders sein (siehe: Abstand).
- Es ist wichtig,
dass man nicht zu begierig erscheint.
- Wenn Du ein
Mann bist, benutze nicht zu viel Aftershave.
- Flirte nicht
gleich mit der/dem Erstbesten, sondern geh sicher, dass es jemand ist, den
Du magst.
- Wenn ein Mann
eine Frau verführt, die zuviel getrunken hat, nutzt er in den Augen der anderen
die Situation aus.
- Wenn Du ein
Mann bist, gib auf keinen Fall zu erkennen, wie verrückt Du nach jemandem
bist. Das verringert nur deine Chancen. Wenn Du doch entsprechende Hinweise
gibst, sollten es Zeichen echter Bewunderung sein.
- Wenn Du eine
Frau bist und solche Hinweise gibst, kann es sein, dass der Mann daraufhin
mehr erwartet als Du eigentlich geben wolltest.
- Wenn eine Frau
nicht mit einem Mann ausgehen will, wird sie es ihn wissen lassen, indem sie
unauffällig im Gespräch von „ihrem freund“ reden wird. Das kann auch gelogen
sein, aber es gilt als die netteste Art, dem Mann die Lage klarzumachen.
- Mit jemandem
zu flirten ist gar nicht so verschieden von einem normalen Gespräch. Denk
dran, dem Gegenüber mehr als zwei Drittel der Zeit ins Gesicht zu sehen (vielleicht
auch länger) während Du zuhörst und dabei etwas lächelst. Wenn Dein Gegenüber
dasselbe tut, heißt das, das man dich auch mag.
- Wenn Du jemanden
bittest, mit Dir auszugehen, tu es wie nebenbei und ernsthaft und wenn niemand
sonst es hören kann.
- Die Zeit, die
zwischen einem ersten Treffen und einer echten Partnerschaft vergeht, kann
von einigen Minuten über Stunden, Tagen, Wochen, Monaten bis hin zu Jahren
reichen. Wenn es nur Sekunden dauert, ist allerdings wahrscheinlich irgendetwas
verkehrt.
- Es kann Dir
jederzeit passieren, dass Du jemanden zum Ausgehen findest. Das lässt sich
schwer vorhersagen.
- Vielleicht schaffst
Du es, mit jemandem ein oder zwei Abende zu verbringen und du machst Dir schon
große Hoffnungen, die dann aber enttäuscht werden. Das kann jedem passieren
und ist besonders schwer zu verdauen, wenn Du noch keine Erfahrungen damit
hast, mit Leuten auszugehen.
- Viele Paare
gehen auch miteinander aus, ohne es anderen zu erzählen oder verbringen viel
Zeit damit, miteinander zu flirten, ohne öffentlich zuzugeben, dass sie miteinander
ausgehen. Das ist oft ein Zeichen für eine offene Partnerschaft.
- Den richtigen
Moment zu finden, um den ersten Schritt zu machen, ist vielleicht der schwierigste
Schritt überhaupt und vielleicht ist es auch nötig, einige der Regeln, die
ich aufgestellt habe, zu verletzen (etwa nicht immer ganz bei der Wahrheit
bleiben). Jemand zu fragen, ob er mit Dir ausgehen will, ist ein bisschen
wie ein Glücksspiel, bei dem Du Dein ganzes Selbstvertrauen einsetzt und hoffst,
den Hauptgewinn zu bekommen. Wenn Du aber einen Korb bekommst, heißt das nicht,
dass es dumm von Dir war, gefragt zu haben.
Einladungen
- Es ist eine
schlechte Angewohnheit, bei jemandem uneingeladen zu erscheinen, wenn man
Dir nicht grade gesagt hat, dass Du jederzeit kommen kannst, was dann vielleicht
bedeuten kann, dass Du einmal im Monat oder alle paar Tage kommen kannst,
je nachdem.
- Auf der anderen
Seite ist es nicht immer leicht, zu bestimmen, was genau eine Einladung ist.
- Das Beste ist
oft, dass man anruft, ehe man jemanden besucht.
- Etwas anderes
ist das bei Studentenwohnungen, wo die Leute sowieso ständig kommen und gehen.
Sei aber trotzdem vorsichtig.
- Eine Einladung
zu einer Party bedeutet nicht, dass Du unbedingt kommen musst, wenn Du nicht
willst.
- Wenn du uneingeladen
auf einer Party mit über 20 Leuten erscheinst und dabei unauffällig bleibst,
wird das niemanden stören.
- Es ist nicht
immer leicht, zu bestimmen, ob man die Gastfreundschaft überbeansprucht oder
ob der Gastgeber will, dass man länger bleibt. Wenn man Dir sagt, man sei
müde, ist das ein Fingerzeig, dass man möchte, dass Du gehst. Wenn man dagegen
lächelt, Dir viel Blickkontakt gibt und Interesse am Gespräch zeigt, will
man wahrscheinlich, dass Du bleibst.
Persönliche
Sicherheit
Für jeden, egal
ob männlich oder weiblich, ist es das Beste, nachts nicht allein durch leere
oder schlechtbeleuchtete Straßen zu gehen, aber hier ein paar Tipps, wie Du
Dich schützen kannst:
- Achte immer
darauf, dass man Deine Brieftasche nicht sieht.
- Am besten, Du
schaust Dich von zeit zu Zeit immer wieder um.
- Sieh nicht zu
Boden, sondern geradeaus.
- Erwecke den
Eindruck als hättest Du ein festes Ziel und wirke nicht ängstlich.
- Wenn Du Dich
an diese Regeln hältst, bist Du weniger verwundbar und kannst Dich besser
verteidigen. Für manche ist auch die Teilnahme an Selbstverteidigungskursen
hilfreich, um selbstbewusster zu erscheinen und zu sein.
- Wenn Dich jemand
bedroht und Du fängst an zu rennen, hör nicht auf zu rennen.
- Wenn Du nicht
mehr wegrennen kannst und man Deine Brieftasche will, dann gib sie raus. Das
ist ein relativ kleiner Preis für Deine Sicherheit.
- Wenn man Dir
die Brieftasche abgenommen hat, sperre Deine Kreditkarten so schnell wie möglich
und besorg Dir neue.
- Versuche nie,
Dich auf einen Handel oder Streit mit solchen Leuten einzulassen.
- Schließlich:
rufe immer deine Eltern an, wenn Du beschließt, die Nacht bei anderen zu verbringen,
sonst machen sie sich Sorgen und rufen vielleicht die Polizei, um Dich suchen
zu lassen (ich gehe dabei mal davon aus, dass Du ihnen von vornherein sagst,
dass Du abends ausgehst).
Vergewaltigungen
- wenn Du unglücklicherweise
Opfer eines sexuellen Übergriffs wirst, ist es vielleicht eine gute Idee,
so laut Du kannst zu schreien, bevor der Angreifer die Möglichkeit hat, Dich
zum Schweigen zu bringen.
- Die meisten
Opfer kennen ihre Vergewaltiger. Vor allem: die meisten Vergewaltigungen passieren
nicht auf der Straße.
- Denke daran,
dass auch Männer Opfer von Vergewaltigungen werden können, auch wenn sie Angst
haben, davon zu erzählen.
- Wenn es Dir
schon einmal passiert ist, bist Du NICHT der einzige, es war NICHT Deine Schuld
und wenn Du es den RICHTIGEN Leuten sagst, WERDEN sie Dir glauben.
- Wenn ein einfaches
Nein nicht ausreicht, was zum Teufel soll dann ausreichen?
11
Die richtigen Freunde finden
- Oft ist es schwierig,
wahre von falschen Freunden zu unterscheiden, das gilt bei Autisten umso mehr.
Hier ist eine kleine Tabelle, die dabei hilft, die Unterschiede festzustellen.
Wahre Freunde
|
Falsche
Freunde
|
Feinde
|
Behandeln
Dich genauso, wie alle ihre anderen Freunde
|
Behandeln
dich vielleicht anders als die anderen
|
Werden Dich
die meiste Zeit nicht wahrnehmen
|
Werden Dir
sowohl kurzfristig als auch langfristig das Gefühl geben, gemocht zu werden
|
Werden Dir
dieses Gefühl kurzfristig geben und Dich dann fallen lassen
|
Werden dir
dieses Gefühl nie geben und stattdessen jeden Deiner Fehler bemerken und
ihn anderen erzählen
|
Wenn sie
dir Komplimente machen, meinen sie es ehrlich
|
Machen Dir
vielleicht auch viele Komplimente, ohne sie aber ehrlich zu meinen
|
Werden Dir
eher sarkastische Kommentare und Beleidigungen nachwerfen oder einfach
einen Bogen um Dich machen
|
Werden dich
als gleichberechtigt behandeln
|
Werden Dich
oft ausnutzen
|
Werden Dich
als minderwertig behandeln
|
Werden Dich
bei Gelegenheit aufklären, was andere über Dich denken
|
|
|
Was Du tun kannst:
Ihnen dieselbe
Aufmerksamkeit schenken, die sie Dir geben und ihnen zuhören
|
Dich wehren,
ohne Dich schuldig zu fühlen, wenn sie Dich unfair behandeln und ihnen
sagen, sie sollen verschwinden
|
Vielleicht
sind sie einfach verärgert über etwas, das Du getan hast oder sie sind
eifersüchtig über bestimmte Talente, die Du hast. Wenn sie eifersüchtig
sind, werden sie es nie zugeben
|
Nimm ernstgemeinte
Komplimente an, indem Du einfach danke sagst, dann werden sie sich wegen
der Komplimente nicht komisch vorkommen. Zeig ihnen mit den Mitteln der
Körpersprache, dass Du sie gern hast
|
Denk dran:
es sind vielleicht die Art von Menschen, denen es Spaß macht, anderen
wehzutun, weil sie sich selbst innerlich schwach fühlen
|
Wenn Du
sie alleine erwischst, werden sie vielleicht plötzlich still und schüchtern;
dann kannst Du sie fragen, warum sie Dich schlechter behandeln als die
anderen. Wenn sie wirklich böse auf Dich sein sollten, weil Du einen Fehler
gemacht hast, kannst Du Dich bei ihnen entschuldigen und versprechen,
den Fehler nicht zu wiederholen
|
Du wirst sicher
vielen Leuten begegnen, die nicht genau in dieses Schema passen, dann musst
Du selbst entscheiden, wie Du reagierst.
- Verfalle nicht
der Illusion, dass jeder, den Du kennst, es gut mit Dir meint; das ist nicht
der Fall. Diejenigen, die es wirklich gut mit Dir meinen, gehören zur Kategorie
Gute Freunde oder auch zu Deiner Familie.
- Du darfst nie
den Wert wahrer Freundschaft unterschätzen.
12
Eine saubere Weste behalten
- Immer, wenn
wir in eine neue Umgebung kommen, wo uns keiner kennt, fangen wir mit einem
unbeschädigten Ruf an: das ist unsere weiße Weste.
- Diese weiße
Weste können wir vor allem beschmutzen, wenn wir die ungeschriebenen Regeln
der Gesellschaft verletzen.
- Wenn Du Dich
an die Regeln hältst, die ich in diesem Buch genannt habe, sollte das reichen,
um eine einigermaßen weiße Weste zu behalten; erwarte aber nicht, dass Deine
in jedem Falle weißer ist als die der anderen.
- In einer kleinen
Gruppe achtet jeder insgeheim darauf, wie weiß die Weste des anderen ist.
Das schließt ein, was der anderen gesagt hat, was er getan hat, was er tun
und was er nicht tun kann und die allgemeine Art, wie er wirkt.
- Es liegt immer
auch daran, wie weiß Deine Weste ist, ob es anderen gelingt, sich über Dich
lustig zu machen.
- Wenn Deine Weste
nicht mehr ganz so weiß ist, keine Sorge, das lässt sich oft wiedergutmachen
und wenn Du die Geduld aufbringst, nicht zu viele Fehler zu machen, wird es
bald besser werden.
- Erzähl anderen
nicht zu viel über Dich oder Deine Schwächen, solange Du sie noch nicht wirklich
gut kennst, denn Wissen ist Macht; was nicht heißt, dass Du anderen alles
über Dich verheimlichen musst (siehe: sich Gedanken machen).
- Du kannst, wenn
Du willst, einiges darüber erfahren, wie weiß die Westen der anderen sind,
indem Du die Ohren offen hältst.
- Einige Menschen
stehen gern im Rampenlicht; wenn sie sich nicht an die ungeschriebenen Regeln
halten, werden sie leicht zur Zielscheibe der anderen oder werden von ihnen
gemieden.
- Sich selbst
zu produzieren führt auch leicht dazu, zur Zielscheibe zu werden, aber wenn
man das Asperger-Syndrom hat, ist es nicht immer leicht, herauszufinden, was
genau das bedeutet.
- Sich selbst
zu produzieren heißt normalerweise, dass man in der Öffentlichkeit Dinge tut,
die einen von anderen unterscheiden (man wird zum schwarzen Schaf).
- Diejenigen,
die es schaffen, sich zu produzieren und trotzdem beliebt zu bleiben, haben
Charisma. Das ist eine Gabe, die manche Menschen haben, andere aber nicht
und Charisma zu haben bedeutet oft auch, genau zu verstehen, was um einen
passiert. Man glaubt für gewöhnlich, dass das eine angeborene Eigenschaft
ist, das trifft aber für Asperger nicht unbedingt zu.
- Normalerweise
ist es besser, innere Stärke zu beweisen als Stärke nach außen zu demonstrieren.
13
Sich outen
- In bestimmten
Gruppen willst Du Dich vielleicht outen und anderen sagen, dass Du autistisch
bist. Das ist ganz Deine eigene Entscheidung.
- Es kann auch
sein, dass Du es nur einem in dieser Gruppe sagen willst, demjenigen, dem
Du am besten vertrauen kannst. In dem Fall solltest Du darauf bestehen, dass
er es für sich behält, sonst verbreitet es sich hinter Deinem Rücken und Du
wirst nie genau wissen, wer Bescheid weiß und wer nicht.
- Wenn Du Dich
einem anderen das erste Mal outest, ist das natürlich ein schwerer Schritt,
aber sobald die Leute Bescheid wissen, kann es sein, dass sie Dir weniger
feindselig und dafür verständnisvoller entgegentreten.
- Andrerseits
kann es sein, dass Du Dich vor so vielen Leuten outest, dass Du bald genug
davon hast, es zu erklären.
- Sobald Du älter
wirst, wirst Du vielleicht das Outen auch als eine wirksame Taktik nutzen.
Viele, die es gut mit Dir meinen und etwas erwachsener reagieren, werden Dir
dann aber mit konstruktiver Kritik beistehen, dennoch ist es am besten, wenn
Du Dich nur jeweils einem Menschen outest.
- Dich zu outen
kann Dich in den Augen anderer auch interessant machen, sodass Du anderen
einiges zu erzählen hast.
- Wenn ein anderer,
der Dir das Leben vielleicht bis dahin schwer gemacht hat, erfährt, dass Du
Autist bist, kann es sein, dass es ihm daraufhin leid tut, das muss aber nicht
immer so sein.
- Das Schlimmste,
was Dir passieren kann, ist, dass andere nach Deinem Outing aggressiver Dir
gegenüber werden. Das ist vor allem bei denen der Fall, die Dich sowieso nie
leiden konnten und die wenig Ahnung vom Autismus haben.
- Es kann problematisch
sein, mit Leuten umzugehen, die Dir nicht abnehmen, dass Du Autist bist, aber
anderen zu erklären, was Autismus bedeutet, kann auch dazu beitragen, weitverbreitete
Mythen über Autismus zu widerlegen, etwa, dass man kein Autist sein kann,
wenn man zu Blickkontakt fähig ist oder auch nur, weil man sprechen kann.
- Gegenüber Kindern
und Teenagern ist es sicher immer besser, sich nicht zu outen, jedenfalls
solange man denjenigen nicht wirklich gut kennt.
- In der Autismus-
und Asperger-Welt gibt es eine nicht geringe Nachfrage nach Erfahrungsberichten
von selbst Betroffenen, die aus ihrer Sicht Eltern, Lehrern und professionellen
Helfern schildern können, was es heißt, Autist zu sein. Man kann damit sogar
Geld verdienen.
14
Schule und Lernen
- Du hast vielleicht
Lehrer, die Dich für nicht sehr intelligent halten und Dir
nicht zutrauen, dass Du Deine Abschlussprüfungen schaffst. Wenn Du
selbst weißt, dass Du es doch schaffen könntest, kann das sehr frustrierend
sein. Versuche, Dich an einen Lehrer zu wenden, dem Du vertrauen kannst.
- Wenn Du in der
Schule bei Aufsätzen Probleme hast, dann vielleicht, weil Du lieber über ungewöhnliche
als über realistische Situationen schreibst. Vielleicht kann Dir dieses Buch
ja helfen, etwas realistischer zu denken. Denk dran, dabei geht es mehr um
Gefühle und Einstellungen als um Worte.
- Höre gut zu,
wenn Dir Deine Lehrer Ratschläge erteilen, auch wenn sie Dir zunächst nebensächlich
erscheinen. Sie werden freundlicher zu Dir sein, wenn Du ihnen zeigst, dass
Du zuhörst, indem Du nickst oder zustimmst.
- Wenn Dir Leute
etwas erklären, was interessant für Dich ist, ist es immer wichtig, interessiert
auszusehen, sonst nehmen die anderen leicht an, dass Du gelangweilt bist.
Denk dran, dass Redner immer auf den Gesichtsausdruck ihrer Zuhörer achten.
- Schau Dir auch
immer die Deine Zeugnisse genau an, da sie oft auch konstruktive Kritik enthalten.
- Eines der Probleme,
denen Du im Unterricht wahrscheinlich begegnest, ist die Frage der Konzentration.
Niemand kann sich eine volle Stunde lang 100% konzentrieren, aber zumindest
solltest Du Dir im Unterricht Notizen machen, die Du später noch einmal durchlesen
kannst.
- Wenn ein Lehrer
eine Frage stellt und keiner sich meldet, liegt das oft daran, dass niemand
gern im Rampenlicht steht und nicht unbedingt daran, dass keiner die Antwort
weiß.
- Es ist nicht
immer ganz einfach, genau zu bestimmen, welche Informationen behaltenswert
sind und welche nicht.
- Wenn Du jede
Menge abseitiges akademisches Wissen darbietest, um anerkannt zu werden, ist
das vielleicht nicht immer der richtige Weg, egal, wie intelligent die Leute
sind, mit denen Du redest.
- Denk dran, dass
manche Leute gern übertreiben, bei der Frage, wie wenig sie arbeiten.
- Du solltest
Dich nicht zu sehr mit anderen vergleichen.
- Vielleicht machst
Du Dir einige Gedanken wegen Deiner Prüfungen, aber denk daran, dass man auch
ohne Abschlüsse ein glückliches und erfülltes Leben leben kann und viele Menschen
müssen das tun.
- Wahrscheinlich
findest Du Mathe, Wissenschaften, Fremdsprachen und Informatik leichter als
etwa Deutsch und Geschichte, im Gegensatz zu den meisten Nichtautisten.
- Achte darauf,
dass Du Fächer wählst, mit denen Du später einen Job machen kannst, der nicht
so viel mit sozialem Kontakt zu tun hat. Die "stillen" Jobs im Bereich
Computer, Forschung, Pharmakologie etc. fallen da leichter als etwa
Verkaufstätigkeiten, Management, Lehrer oder soziale Tätigkeiten.
- Denk dran, dass
es bestimmte Regeln und Konventionen in bezug auf akademische Methodik und
Arbeiten gibt. Sich an diese Regeln zu halten und dem Studienplan zu folgen
kann entscheidend dafür sein, dass Du einen Abschluss bekommst.
- Ein Symptom
bei Autismus besteht darin, dass man unsicher wird, wenn die tägliche oder
wöchentliche Routine unterbrochen wird. Du teilst Dir am besten Deine Zeit
so ein, dass Du bestimmte Zeiten für die Arbeit und bestimmte Zeiten für die
Freizeit, Fernsehen, Filme, Musikhören oder Ausgehen reservierst. Wenn Dich
allerdings einlädt, auszugehen, mach Dir nicht zu viele Gedanken wegen Deiner
Arbeit und versuch dann, flexibel zu sein. Es bleibt Dir immer noch genug
Zeit für die Arbeit.
15
Von zu Hause ausziehen
- Wenn Du von
zu Hause ausziehst, wirst Du dafür eine Reihe von Gründen haben, sei es, dass
Du unabhängiger geworden bist, sei es, dass Du studieren willst oder vielleicht
willst Du auch nur einmal für eine oder zwei Wochen in einer Jugendherberge
wohnen.
- Du wirst mit
einer sauberen Weste anfangen (siehe das entsprechende Kapitel)
- Du wirst flexibler
in deiner Routine sein müssen, wenn Du die Gelegenheit nutzen willst, auszugehen.
Wenn Du mit mehreren zusammen lebst, musst Du vielleicht warten, bis du dran
bist, die Küche zu benutzen oder, wenn es nur einen Fernseher gibt, musst
Du vielleicht auch mal auf dein Lieblingsprogramm verzichten, wenn die anderen
etwas anderes sehen wollen.
- Wenn Du studierst
oder einen anstrengenden Job hast, ist Deine Routine vielleicht kompliziert
und nicht leicht zu managen, sodass es sehr hilfreich sein kann, jede Woche
im voraus zu planen (das kann jeden Sonntagabend 20 Minuten in Anspruch nehmen,
wird Dir aber langfristig viel Zeit ersparen). Benutze einen Terminkalender.
- Genauso wichtig
ist, dass Du alles, was Du brauchst, schon am Abend vor der Arbeit parat hast,
damit Du nicht morgens in Panik gerätst, wenn Du alles in Eile organisieren
musst.
- Klopf IMMER
vorher an und warte, dass Du eingelassen wirst, wenn Du in ein fremdes Haus
oder Büro gehst, sonst wird man Dich vielleicht abweisen.
- Lass Deine Mitbewohner
immer wissen, wenn Du für mehr als 24 Stunden weg bist, sonst werden sie sich
Sorgen machen, selbst wenn sie sonst vielleicht nicht die nettesten Leute
sind. Wenn Du das aus irgendeinem Grund nicht kannst, ruf sie an.
- Man wird von
Dir vielleicht erwarten, von Zeit zu Zeit den Abwasch zu erledigen oder aufzuräumen.
Damit übernimmst Du Verantwortung und jeder sollte da fairerweise gleichbehandelt
werden und die Wohnung sauber zu halten sollte Teamarbeit sein. Einigen Leuten
macht Unordnung wenig aus, solange es nicht geradezu unhygienisch wird, aber
manche bestehen auf Ordnung und darauf, dass jeder Mitverantwortung dafür
trägt, dass sie Wohnung sauber bleibt. Wenn Du Glück hast, teilen deine Mitbewohner
Deine Auffassung in dieser Frage. Leute, die sehr auf Ordnung halten, werden
Dich auch eher darauf ansprechen, falls Du nicht so oft badest oder duschst.
- Vielleicht sind
deine haushälterischen Angewohnheiten in vielen Fällen anders als bei anderen.
In den Augen mancher Leute ist das in Ordnung, solange diese Angewohnheiten
nicht zu viel unnötige Unordnung hinterlassen und Deine Tischmanieren in Ordnung
sind, aber manche werden Deine Angewohnheiten vielleicht kommentieren und
Dich bitten, den Haushalt genau so zu führen, wie sie selbst. Es bleibt Dir
überlassen, ob du Deine eigene Art beibehältst oder Dich anpasst, aber denke
über beide Alternativen nach.
- Wenn Du für
Dich darauf achtest, wie andere kochen, abwaschen, aufräumen und einkaufen,
lernst Du viel schneller und effizienter, diese dinge auch eigenständig zu
tun. Manche Abkürzung bedeutet dagegen nur mehr Arbeit später.
- Wenn Du genug
freie Zeit hast, kannst du schnell in ein Geschäft reinschauen, einkaufen,
was Du brauchst und Dir selbst eine gute Mahlzeit kochen. Wenn Du Rezepte
bei der Hand hast, mach davon ruhig Gebrauch, statt Dich dagegen zu wehren.
Es ist auch günstiger, im voraus zu planen, welche Zutaten man braucht und
sie zusammen mit dem anderen Einkauf im Supermarkt zu besorgen statt extra
im Laden an der Ecke.
- Nichtautisten
erinnern sich oft gut daran, wem welcher Teller, welche Tasse, welcher Kochtopf
oder welcher Schrank gehört. Diese Dinge helfen ihnen, sich zurecht
zu finden und Dinge heraus zu finden.
- Wenn Mitbewohner
Haschisch rauchen oder sonst mit illegalen Drogen zu tun haben, rede außerhalb
der Wohnung nicht darüber (siehe: Ausgehen).
- Wenn Du die
Regeln zur Körpersprache beachtest, wird man leichter mit Dir auskommen. Denk
auch immer an die Hackordnung in der Wohnung, die jedem bewusst ist, auch
wenn niemand darüber spricht.
- Vielleicht gerätst
Du in eine Wohnung, in der Dir jeder feindlich gesinnt ist. In diesem Fall
ist es vielleicht besser, wenn Du Dir eine andere Wohnung suchst und neu und
wieder mit weißer Weste beginnst.
- Wenn möglich,
lass den Mietvertrag fachmännisch prüfen, ehe Du unterschreibst und woanders
hinziehst.
Telefonieren
- Beantworte Anrufe
immer mit deutlicher, höflicher und entspannter Stimme.
- Am Telefon bist
Du vielleicht froh, dass hier Körpersprache und Blickkontakt keine Rolle spielen,
dafür sind Tonfall und klare Stimme umso wichtiger.
- Wenn Dich am
Telefon jemand bittet, einen anderen an den Apparat zu holen, frage zurück,
wer da anruft und sag dann, dass Du nach demjenigen schaust. Das gibt diesem
die Möglichkeit, zu fragen, wer der Anrufer ist und wenn er ihn lieber nicht
sprechen will, zu sagen: "Sag ihm, ich sei nicht zu Hause."
- Wenn derjenige
nicht zu Hause ist, wird man Dich wahrscheinlich bitten, eine Nachricht zu
hinterlassen und wenn Du nicht sicher bist, ob du sie behalten kannst, schreib
sie auf jeden Fall auf und leg die Nachricht neben das Telefon.
- Wenn Du andere
Leute anrufst, dann besser nicht zu früh am Morgen oder zu spät in der Nacht.
Das kann bedeuten, dass Du einiges an Geduld brauchst. Wenn Du jemanden anrufen
willst, in den Du Dich bei einer Verabredung verliebt hast, ist es wichtig,
dass Du nicht zu schnell nach der Verabredung anrufst. Du solltest wenigstens
einen Tag warten, damit Du nicht zu aufdringlich erscheinst.
Gäste
- Wenn Du einen
Freund zu Gast hast oder wenn Du bei einem anderen eingeladen bist oder sogar
selbst bei einem Freund wohnst, gibt es einige Punkte, die man wissen sollte.
- Normalerweise
bietet der Gastgeber dem Gast etwas zu trinken an. Der Gast sollte nicht erst
fragen müssen.
- Manchmal musst
Du Dich etwas bemühen, damit sich der Gast willkommen fühlt.
- Vermeide Situationen,
in denen sich der Gast irgendwie belästigt oder bedrängt fühlen könnte, egal
ob körperlich oder verbal, zumindest solange Du ihn noch nicht so gut kennst.
- Vermeide Situationen,
in denen Du den Gast unerwartet allein lässt.
- Zu wissen, wann
man sich verabschieden soll, ist nicht immer einfach und manchmal muss man
unauffällige Andeutungen oder entsprechende witzige Bemerkungen machen. Wenn
Du diese Hinweise nicht rechtzeitig beachtest, können manchmal Spannungen
entstehen. Aber ein Lachen oder lächeln kann die Verabschiedung viel angenehmer
machen.
16
Jobs und Vorstellungsgespräche
- In einem Vorstellungsgespräch
ist die Körpersprache besonders wichtig und man sollte selbstbewusst und entspannt
wirken. Man wird von Dir erwarten, dass du ruhig dasitzt mit den Armen an
Deiner Seite oder auf Deinem Schoß und einer guten Haltung, was für Dich vielleicht
etwas anstrengend ist. Man wird erwarten, dass Du deutlich und versiert sprichst.
- Der erste Eindruck
ist sehr wichtig.
- Bereite möglichst
viele Antworten auf möglichst viele Fragen vor, aber übertreibe die Vorbereitung
auch nicht und bleibe bei den Antworten flexibel. Für die Vorbereitung ist
es immer gut, wenn Dir jemand dabei hilft.
- Sei Dir Deiner
Fähigkeiten und Talente bewusst.
- Gegen Ende des
Vorstellungsgesprächs wird man Dir vor allem durch Körpersprache signalisieren,
ob Du den Job voraussichtlich bekommst oder nicht.
- Es gibt auch
spezielle Kurse, die auf Vorstellungsgespräche vorbereiten.
- Für den Arbeitsplatz
gelten dieselben Regeln, wie für jeden anderen Ort auch; der Unterschied ist
nur, dass hier etwas auf dem Spiel steht: Dein Job. Das heißt, das man besonders
auf seine weiße Weste achten sollte, sonst wird man schnell Opfer von Mobbing,
was eine besonders gemeine Art ist, Dir Deinen Job zu vergraulen (siehe: Wahrheit,
wörtliche und nicht-wörtliche Bedeutung).
- Im Zweifelsfall
sei einfach still. Das gilt im Büro immer als eine positive Eigenschaft.
- Ob es Dir gefällt
oder nicht, aber für einen Autisten gibt es Jobs, die besser und andere, die
weniger gut geeignet sind. Hier ein paar Beispiele:
- geeignete
Jobs: Grafikdesigner, Computerprogrammierer, Computertechniker, Forscher,
medizinischer Forscher, Architekt, Apotheker. Das sind alles angesehene
Berufe, wo man mit Leuten zu tun hat, die offener gegenüber denjenigen
sind, die sich viele Gedanken machen. Beachte, dass sie Liste vor allem
besonders anspruchsvolle Karrieren enthält; es gibt aber auch genügend
weniger anspruchsvolle.
- Weniger
geeignete Jobs: Verkäufer, Manager, Anwalt, Polizist, Arzt, Zahnarzt,
Lehrer, Pilot. Alle diese Jobs können sehr stressig sein und verlangen
schwierige Entscheidungen und Kompromisse und sind mit viel Druck von
Seiten anderer Leute verbunden. Bei einigen ist auch der Gebrauch und
die Kenntnis von Körpersprache erforderlich
- Am Arbeitsplatz
steht in der Regel jeder unter dem Druck, seinen Job zu behalten. Das bedeutet,
dass man die ganze Zeit aufmerksam und konzentriert sein muss, um verwirrende
Situationen zu vermeiden. Dabei ist eine gute Kommunikation wichtig.
- So traurig das
klingt, aber am Arbeitsplatz werden auch immer soziale Spiele gespielt und
manchmal überkommt Dich vielleicht großes Mitleid für jemanden, der dabei
ist, unfairerweise seinen Job zu verlieren. Denjenigen zu verteidigen kann
aber bedeuten, dass Du selbst Deinen Job verlierst; wenn du also jemanden
gegen eine höhere Autorität verteidigen willst, frag Dich, ob es das wert
ist.
- Achte immer
auf autoritäre Persönlichkeiten. Das sind Menschen, die sich besonders eng
an Regeln halten, Vorgesetzten großen Respekt entgegenbringen, dagegen streng
zu Untergebenen sind und mit denen schwer zu argumentieren ist. Man muss sich
bewusst sein, dass solche Menschen oft hintertriebener sein können als sie
aussehen.
- Wenn Du eigene
Forschung betreibst, kann es sein, dass Du auf Dinge wie Patentschutz und
Copyright für Deine eigenen Forschungsergebnisse achten musst. Das Einfachste
ist, eine Kopie Deiner Arbeiten anzufertigen, sie in einen versiegelten Umschlag
zu tun und an Deine eigene Adresse zu schicken, dann hast Du das Datum des
Poststempels auf dem Umschlag. Bewahre dann diesen Umschlag ungeöffnet zu
Hause an einem sicheren Ort. Bewahre auch alle Aufzeichnungen, die Du während
Deiner Forschungsarbeit gemacht hast, auf. Dann kannst Du sicher sein, dass
es als Deine Arbeit anerkannt wird und nicht in die falschen Hände gerät.
- Im Leben wirst
Du immer drei verschiedenen Kategorien von Menschen begegnen: den Schwachen,
den Selbstbewussten und den Aggressiven. Versuche immer, zur Kategorie der
Selbstbewussten zu gehören.
Schwach
|
Selbstbewusst
|
Aggressiv
|
Sieht zu
Boden
Hat die
Hände zur Faust geschlossen
Redet oft
zu leise
Weicht zurück,
wenn er angesprochen wird
Hat einen
schwachen Händedruck
Wird leicht
unterdrückt
Ist oft
mit sich selbst unzufrieden und lässt sich oft ausnutzen
Ist in Gesellschaft
schüchtern und zurückgezogen
Kann Komplimente
nicht annehmen
Sagt zu
oft: tut mit leid und Entschuldigung
|
Hat eine
aufrechte, aber entspannte Haltung
Behält Blickkontakt
beim Zuhören und Sprechen (mehr als zwei Drittel der Zeit)
Sieht anderen
ins Gesicht
Hat einen
festen, aber nicht zu festen Händedruck
Kann, wenn
es sein muss, nein sagen
Kann seine
wahren Gefühle ausdrücken
Interessiert
sich für die Meinung anderer ebenso wie für die eigene
Behandelt
jeden als gleichberechtigt
|
Steht still,
mit steifer Haltung
Hat die
Arme verschränkt
Ist laut
und zeigt auf andere
Haut gerne
auf den Tisch
Hält ständig
Blickkontakt und blickt dem Gegenüber direkt in die Augen
Redet lieber
als dass er zuhört
Sagt anderen
gerne, was sie tun sollen
Glaubt,
immer recht zu haben
Sagt anderen
gerne, sie seien minderwertig
Isoliert
sich, weil die Leute um ihn herum Angst vor ihm haben
|
17
Autofahren
- Autofahren ist
ziemlich schwer zu lernen. Ob Du den Führerschein schnell oder weniger schnell
schaffst, hat wenig mit Deiner Intelligenz in anderen Bereichen zu tun. Es
gibt Dummköpfe, die ihn in nur fünf Stunden schaffen, während es kluge Köpfe
gibt, die 50 Stunden brauchen.
- Für mich war
es die Hölle. Das Schwierigste für mich war, im voraus zu planen und vorauszudenken
und habe dafür auch von meinen Fahrlehrern ziemliche Rüffel einstecken müssen.
- Such Dir, wenn
Du kannst, einen verständnisvollen Fahrlehrer. Es gibt Fahrlehrer, die ziemlich
eingebildet, frech, impulsiv und ungeduldig sind.
- Wie schon gesagt,
versuch Dich nicht mit anderen zu vergleichen. Andere werden gern übertreiben,
wie wenig Fahrstunden sie gebraucht hätten und lügen vielleicht, wenn sie
behaupten, sie hätten es beim ersten Mal geschafft.
- Auch langsamer
Fortschritt ist Fortschritt.
18
Verreisen
- Wenn Du irgendwohin
verreist, wirst Du Dich oft auf ganz unterschiedliche Lebensweisen einstellen
müssen. Das kann sehr angenehm sein oder auch sehr schwierig und unangenehm
(Kulturschock).
- In fremden Ländern
solltest Du besonders vorsichtig beim Überqueren der Straße sein, da dort
oft eine rüde, manchmal betrunkene Fahrweise, Raserei, Schimpfen auf andere
Fahrer etc. vorherrscht.
- Wenn Du auf
eigene Faust fährst, wähle Dein Ziel sorgfältig aus. Finde heraus, warum andere
Leute dorthin fahren und übereile Deine Entscheidung nicht.
- Wenn Du auf
eine Safari oder Ähnliches fährst, denk daran, dass Du mit denselben Leuten
fast 24 Stunden am Tag unterwegs bist und dass die Regeln unter: Von
zu Hause ausziehen hier erst recht gelten. Außerdem können auch die Lebensumstände
besonders unbequem und unangenehm sein.
- Wenn Du mit
der Gruppe nicht zurechtkommst, kannst Du Dich auch auf eigene Faust auf den
Weg machen und mit Einheimischen zusammen kommen, die Dich vielleicht mit
offenen Armen empfangen und Dich bei sich als einen geschätzten Gast behandeln,
wobei deren Lebensrhythmus oft viel ruhiger und langsamer ist als Du es gewohnt
bist.
- Wenn Du bei
jemandem als Gast bleibst und auch Dein Gepäck und Deine Habe dabei hast,
schreibe Dir die Adresse und Telefonnummer des Gastgebers auf, damit, falls
Du verloren gehst, etwa in der Stadt, Du wieder zu ihm zurückfindest. Bei
Leuten, die überfreundlich sind, besteht für Asperger-Betroffene oft die Gefahr,
zu vertrauensselig zu sein, auch wenn man das selbst vielleicht nichtgleich
merkt.
- Auf der anderen
Seite gibt es Länder, in denen die Menschen zurückhaltender und weniger interessiert
erscheinen als im Westen und dann ist es nicht leicht, mit ihnen ins Gespräch
zu kommen. Es kann auch unterschwellig zu Spannungen, Vorurteilen und Rassismus
kommen, sodass es dann zum Beispiel besser ist, nicht zu sagen, welcher Religion
man angehört.
- In der Dritten
Welt ist nicht alles so perfekt organisiert wie hier und das Leben ist dort
etwas risikoreicher. Leute, die auf den ersten Blick sehr freundlich erscheinen,
können ziemlich unangenehm werden, wenn sie sich irgendwie provoziert und
beleidigt fühlen. Dort gilt ein Menschenleben auch nicht so viel wie im Westen.
- In der Dritten
Welt sind die Menschen zum teil hundert Mal ärmer als im Westen, aber man
hilft ihnen nicht unbedingt, wenn man sein Geld verschenkt. In armen, korrupten
Ländern gelangt das Geld in der Regel zu den reichsten und skrupellosesten
Leuten, die andere ausbeuten. Professionelle Hilfsorganisationen leisten immer
noch die beste Hilfe und sorgen dafür, dass die Hilfe auch wirklich die Richtigen
erreicht.
- In vielen Ländern
der Dritten Welt sind Polizei und Gerichte sehr streng und korrupt, also halte
Dich von Ärger fern und bleib unauffällig. Sonst kann es Dir passieren, dass
die Polizei Dich aufgreift, viel Geld von Dir verlangt und Dich in eine ihrer
krankheitsverseuchten, überfüllten und höchst unangenehmen Zellen sperrt.
- Wenn Du das
erste mal verreist, dann ist es sicher das Beste, man bleibt in der westlichen
Welt und reist in Länder wie Frankreich, Holland, Kanada, Spanien, Schottland
oder Schweiz, wo es zum Teil sehr schön und angenehm ist.
Feilschen/Handeln
- In vielen Ländern
(weltweit, vor allem aber in den Mittelmeerländern) ist es üblich, auf den
Marktplätzen zu feilschen. Die Preise reichen von einem Achtel bis zur Hälfte
des Preises, den man im Westen für entsprechende Waren bezahlt. Lass Dich
ruhig guten Mutes und mit einem Lächeln aufs Feilschen ein, aber denk dran,
dass es an Dir selbst liegt, selbstbewusst aufzutreten und Dich nicht übers
Ohr hauen zu lassen. Am Verkäufer liegt es natürlich, kein Verlustgeschäft
zu machen. Wenn Du also ein gutes Geschäft gemacht hast, wird er versuchen,
Dir ein schlechtes Gewissen einzureden, indem er etwa sagt: Du hättest "seinen
Kindern die Schuhe von den Füßen gestohlen."
- Denk dran, dass
es Dich selbst ärgerlich macht, übers Ohr gehauen zu werden.
- Diese Leute
machen keine Verlustgeschäfte und haben jahrelange Erfahrung mit dem Feilschen.
- Wenn Dir jemand
ein Angebot macht, das Dir unfair oder nicht vertrauenswürdig erscheint, lehne
einfach ab und geh weiter.
- Man wird leicht
übers Ohr gehauen, wenn man mit der fremden Währung nicht vertraut ist.
- Wenn Du mit
jemandem zu Hause ein Geschäft abschließt, sei weder zu großzügig noch zu
geizig. Das richtige Maß zu finden ist nicht immer leicht.
19
Gelegenheiten
- Der erste Schritt
im sozialen Leben ist oft, eine Anzeige in der Zeitung zu lesen und anzurufen.
Gerade das Anrufen ist mitunter der schwerste Schritt.
- Vereine können
eine gute Möglichkeit sein, sich mit Leuten zu treffen, aber dazu braucht
man oft gute Kenntnisse in einem bestimmten Hobby oder ein bestimmtes Spezialinteresse,
wenn man von der Gruppe anerkannt werden möchte. Es gibt aber auch Single-Clubs
und Orte, die einzig zu dem Zweck existieren, dass sich Leute dort treffen.
- In Zeitungen
und auch in der Bibliothek in deiner Nähe findest Du auch Angebote für ehrenamtliche
Arbeiten.
- Ein guter Schritt
wäre auch, sich bei einem Abendkurs einzuschreiben. Beratende Kurse und Psychologieklassen
können Dir helfen, Einblicke in soziale Regeln zu bekommen. Selbst wenn Du
am Ende die Prüfung nicht bestehen solltest, kannst Du davon profitieren und
zwar vielleicht sogar mehr als jeder andere Teilnehmer.
20
Eine persönliche, eingehende Untersuchung des Problems
Ich
glaube, dass der beste Weg, den Autismus zu bewältigen der ist, ihn zu verstehen.
Autismus wird von verschiedenen biochemischen Prozessen verursacht, die die
Art, wie das Gehirn sich entwickelt, beeinflussen.
Eine
Weile glaubte ich, das Gehirn von Autisten sei auf eine Weise leicht anders
aufgebaut, dass Nervenimpulse eher nach oben und unten (wortwörtliches ("literal")
Denken) und weniger seitwärts (seitlich gerichtetes ("lateral") Denken)
geleitet werden. Das wäre ein Effekt, der im ganzen Gehirn und nicht nur in
bestimmten Gehirnregionen wirksam wäre. Experimente mit Computern, die wie neuronale
Netze aufgebaut sind, haben gezeigt, dass diese oben-unten-Bewegung der Information
- wie in autistischen Gehirnen - sehr gut zur Speicherung von Detailinformationen
geeignet ist, aber weniger dazu, Unterschiede zu erkennen. Bei Netzen, die eher
seitwärts arbeiten, ist es dagegen genau umgekehrt.
Auf
das größere und komplexere System Gehirn bezogen heißt das, dass Nichtautisten
eher den Zusammenhang erkennen, während Autisten auf Details achten. Autisten
sind besser, wenn es um logische, weniger gut, wenn es um intuitive Probleme
geht. Das muss nicht unbedingt heißen, dass jeder Autist ein ausgezeichnetes
Gedächtnis hat; im Gegenteil, oft sind sie bei bestimmten Dingen eher abgelenkt.
Die erhöhte Wahrnehmungsbereitschaft und das ständige Achten auf Details, von
denen viele nebensächlich sind, können eine Quelle endloser Ablenkung der Konzentration
und Lernfähigkeiten sein. Das kann besonders hinderlich dabei sein, Informationen
zum Beispiel über die westliche Kultur, in der man lebt, aufzunehmen, die aber
auch in meinen Augen darunter leidet, dass sie kulturell überfrachtet ist (siehe:
Allgemeinbildung).
Meine
jetzige Auffassung ähnelt der oben dargelegten, modifiziert sie aber etwas.
Inzwischen glaube ich, dass sie Hauptursache für Autismus darin liegt, dass
eine übergroße Befangenheit gegenüber der Neueinschätzung bestehender Gedanken
existiert (daher die Wiederholungen und Rituale). Als Folge ist auch die Fähigkeit
zu Intuition und das Bewusstsein für Zusammenhänge reduziert.
Um
eine soziale Situation einschätzen zu können, muss man so viele Hinweise wie
möglich aufgreifen und sie schnell kombinieren. Die entstehende Schlussfolgerung
besteht dabei mehr als aus der summe ihrer Teile.
Es
ist für Autisten auch immer schwierig, das richtige Maß zu finden, was sich
in allen Bereichen des Verhaltens und Denkens zeigt. Die Fähigkeit, sich an
das "Situationskontinuum" anzupassen und mit der umgebenden Welt konform
zu gehen, ist aber eine uralte Überlebensstrategie, die besonders im sozialen
Bereich von Bedeutung ist.
Wenn
ich Autismus in einem einzigen Satz erklären müsste, würde er so lauten:
Autisten
müssen mit ihrem bewussten Verstand lernen, was Nichtautisten intuitiv lernen.
21
Weitere Lektüre (englischsprachig)
- Allen Pease
(1984) Body Language
- David Cohen
(1992) Body language in Relationships
- Ursula Markham
(1993) How to deal with difficult people
Autor: Marc Segar,
Original
Übersetzung von: Rainer Döhle