Meine ersten Jahre

 

Anfänge:
Geboren bin ich am 1.8.1979, mit Kaiserschnitt, weil meine Herztöne schon schwächer wurden (ich hatte mir die Nabelschnur um den Hals gelegt); eine normale Geburt wäre nicht möglich gewesen, da ich ein zu großer Brocken war - im Gegensatz zu meiner späteren Zierlichkeit! Ich als Baby Als erstes von letztendlich vier Kindern hatte ich meine Eltern rund zwei Jahre ganz für mich alleine. Da meine Mutter noch eine Weile arbeiten ging, habe ich außerdem viel Zeit mit meiner Oma mütterlicherseits verbracht, die glücklicherweise im selben Haus wohnt.
An diese erste Zeit kann ich mich verständlicherweise nicht mehr genau erinnern; sie betraf auch nur etwa ein bis eineinhalb Jahre. Aus Erzählungen weiß ich, daß ich sehr früh schon sprechen konnte, und eine extrem deutliche Aussprache hatte, besonders bei Worten wie 'Flusen' (womit ich einmal einen Mückenschwarm betitelte), 'Klingglöckchen' (meine Tante war immer ganz entzückt, wenn ich dies sagte, weil es einfach herrlich klänge) und 'Ball' - ein Wort, bei dem es mich vor Begeisterung oft fast umgeschmissen hätte!
Ich war auch sehr 'eigensinnig', oder, positiv ausgedrückt: willensstark. Wollte man mir bei irgendetwas helfen, brüllte ich zornig: 'Nana kann!', was schnell zu: 'Diana kann das alleine!' wurde. War ich wütend, dann aber auch gleich sehr wütend, denn wenn etwas nicht so klappte, wie ich es mir vorgestellt hatte, flogen schon mal Bauklötze durchs Zimmer, und konnte ich auch ziemlich vor Wut brüllen. War ich traurig, dann gleich sehr traurig, war ich glücklich, dann auch das in 'verstärkter Konzentration'. Mit 3/4 Jahr
Mit 1 3/4 Jahren Jeden Morgen ging meine Oma mit mir in die Waschküche, um Wäsche aufzuhängen; jeden Morgen setzte sie mich auf den Kühlschrank, der auch dort steht, um die Wäsche aus der Waschmaschine zu holen; jeden Morgen - nur einmal nicht! Sie vergaß einfach, mich zuvor auf den Kühlschrank zu setzen. Das Gezeter, das ich daraufhin machte, war bestimmt bühnenreif, und sie verstand nicht einmal, warum! Erst als sie den ganzen Vorfall überdachte, fiel es ihr auf, daß sie einen wichtigen Teil unseres morgendlichen Rituals vergessen hatte, ich aber nicht!
Wurden Föhn oder Staubsauger eingeschaltet, brüllte ich. Meine Ohren waren und sind einen winzigen Tick empfindlicher als die der meisten Menschen. Schon immer habe ich das mitbekommen, was nicht für meine Ohren bestimmt war ("sie kann ihre Ohren ausrollen um drei Zimmerecken", hieß es oft), obwohl ich es oftmals überhörte, wenn mich jemand direkt rief oder ansprach. Auch bestimmte Kleidung mochte ich nicht. Lange Jahre hasste ich es Jeanshosen zu tragen; sie waren immer so 'kalt'. Gestricktes ist eine andere Schrecklichkeit. Ich ertrage keine gestrickte Wolle direkt auf der Haut zu tragen, ich muß immer ein 'normales' Shirt darunter haben. Dasselbe gilt für Fleecepullies. Die Schildchen im Nacken entferne ich sehr oft, weil sie kratzen.
Ich war zwar immer eher 'passiv', wenn es um Umarmungen ging, d.h. ich machte mich nicht steif oder lief gar fort, aber gerne hatte ich es dennoch nie. Es ist ein bißchen wie als würde man von jemandem 'verschlungen'.
Essen ist ein anderes Gebiet, auf dem ich relativ schwierig war (und noch bin!), denn ich hass(t)e es, neue Gerichte zu probieren (bei den meisten muß(te) ich sowieso feststellen, daß ich sie nicht mag).
Ein recht häufiger Ausspruch meiner Mutter war es, daß man schneller die Dinge aufzählen könne, die ich aß, als die ich nicht aß. Mit sämtlichen Kohlsorten kann man mich jagen. Ich habe zwar fast alle probiert, aber wenn ich jetzt beschreibe, was es für mich für ein Gefühl ist, Kohl zu schmecken, vergeht einem der Appetit. Salate esse ich ebenfalls nicht (nur rohen Kopfsalat), auch nur absolut selten und nur ein oder zwei Sorten an Suppen und Soßen. Würde ein preisgekrönter Koch für mich die schönsten Gerichte zaubern - wahre Gaumenfreuden für fast alle Menschen - an mir würde er sich wohl die Zähne ausbeißen, und seine Kostbarkeiten könnte er wieder wegtragen. Ich ziehe einfaches 'Gerichte' vor, mit klar zu differenzierenden Geschmäckern, kein Mischmasch. Auf meinem Teller sollte alles schön sortiert liegen, nicht ineinander übergehend. Spinat mit Ei machte eine Ausnahme: Jahrelang aß ich zuerst das Dotter vom Spiegelei auf, um die runde Fläche sogleich mit dem grünen Spinat aufzufüllen!

Viele Worte haben für mich eine besondere Bedeutung, bilden eine bestimmte Assoziation oder lösen bestimmte Gefühle aus. Das Wort 'Aral' (von der Tankstelle) hat zum Beispiel eine ähnliche Wirkung wie der Geschmack von Kohl: Übelkeit! Meine Haustiere habe ich oft mit Namen benannt, die sich für mich in 'besonderer' Weise anfühlen, im Ohr, auf der Zunge oder wo auch immer, so z.B. 'Saskatchewan' (der Ort in Kanada klang so toll), 'Nophretete' und 'Echnaton'. Lange hatte ich den 'Tick', daß meine jungen Nymphensittiche immer nur dreisilbige Namen bekamen, so zum Beispiel: Fridolin, Kasimir, Nepomuk, Archibald, Giovanni, Giuseppe, Giacomo, Robina,...
Ein paar andere Worte, die ich mag, sind:

Nicotinsäureamidadenindinucleotidphosphat, Desoxyribonucleinsäure,
Trinitrotoluol,
Lysergsäurediäthylamid,
Adenosintriphosphat,
Xoloitzcuintle,
Piktogramm,
Melopsittacus Undulatus,
Calanchoe Daigremontiana,
Manitoba,
Reykjavik, etc.

Als ich laufen lernte, hatte ich immer ein Fläschchen mit Tee dabei; an dem hielt ich mich fest! Ehrlich! In den Händen fest das Teefläschchen, Arme weit nach vorne, marschierte ich durchs Zimmer. Außerdem versuchte ich es überall hineinzustecken, und war höchst entzückt, wenn es tatsächlich genau passte. Dann blieb es dort, auch wenn meine Eltern noch so suchten und fragten. Am nächsten Tag, als mein Vater seine Arbeitsschuhe anziehen wollte, fand er dann das Fläschchen, das tatsächlich exakt in seinen Schuh hineinpasste! Ebenso passte es genau in meine Gummistiefel hinein, da sah man es dann natürlich erst recht nicht mehr...
Dinge, die genau passen, soetwas gefiel mir.

Irgendwie hatte ich auch nie Angst, irgendwo herunterzufallen - im Gegenteil! Ich kletterte überall herum, auf einen Hochstand, dessen Leitersprossen fast soweit auseinander waren, wie ich lang war, im Schlafsack über das Gitterbett, und dann noch die Treppe runter, daß meiner Oma fast das Herz stehen blieb, als meine Eltern ihr das ganz stolz zeigten, was ich konnte .... auch in den Hochstuhl bin ich selber reingeklettert ....

Hat sich jemand verletzt, dann kam ich sogleich an mit der Auforderung: "Laß mal Dein Blut sehen!" Und war natürlich enttäuscht, wenn es keines zu sehen gab.