Im Gymnasium!

 

Gymnasium 1:

Als ich auf das Gymnasium wechselte änderte sich einiges: nur zwei Jungs aus meiner alten Klasse waren mit mir in der neuen Klasse, auf der neuen Schule, die Klassenstärke betrug durchschnittlich 25-30 Kinder, es gab mehr Fächer, auch mehr uninteressante, und der Gebäudekomplex war riesig!
Ich war immer still und sagte sehr wenig. Ich meldete mich nur selten, oder eher fast nie. In der Grundschule fiel das nicht auf, da waren wir nur wenige, und wer sich nicht meldete, wurde eben so dran genommen, aber hier war es anders. Zu Anfang waren zumindest meine schriftlichen Noten noch recht in Ordnung. Ich habe mit Latein angefangen, dort, wo auch bald immer schneller meine Schwierigkeiten mit rüplen Klassenkameraden anfingen, und meine Noten zuerst abzusacken begannen (Der Lateinunterricht war kursartig, da nur wenige aus allen Parallelklassen Latein als erste Fremdsprache gewählt hatten). Nach relativ kurzer Zeit waren Hänseleien an der Tagesordnung, besonders meine Vorliebe für Pferde, die ich in fast jeder Unterrichtsstunde zeichnete, wurde dabei häufig ausgenutzt. Meine Eltern haben das meiste erst im Nachhinein, oder an Tagen an denen ich vor Verzweiflung nie wieder in die Schule gehen wollte mitbekommen. Überstanden habe ich diese 3 1/2 Jahre nur, weil ich mich mit einem ebenfalls sehr stillen Mädchen in meiner Klasse ein wenig angefreundet hatte. Sie mochte auch Pferde, war in etwa so groß, bzw. klein wie ich, und konnte ebenfalls nicht schwimmen zu dem Zeitpunkt (schwimmen lernte ich erst in der siebten Klasse, aber nicht in der Schule, sondern während eines Urlaubs im See). Später hat sie noch eine andere Freundin gehabt, was ich nicht so ganz begriffen habe, aber was mir den Abschied umso leichter gemacht hat (Dennoch habe ich hin und wieder Kontakt zu ihr). Denn nach 3 1/2 Jahren war ich mit dieser Schule fertig, fix und fertig, und kam auf ein anderes Gymnasium, das auch näher bei unserem Wohnort lag.

 

Gymnasium 2 - Klasse 8:

Dort kam ich in die achte Klasse, ein Wechsel zwischen den Halbjahren, was recht ungewöhnlich ist. Dort in dieser Klasse muß ich mich, laut Aussagen einer damaligen Klassenkameradin, recht frech verhalten haben; nach meinem Gefühl war es eher verwirrt, da ich oft nicht wußte, was von mir verlangt war. Dennoch, ich erinnere mich an einen Physiktest, bei dem eine Frage lautete, was ein 'Nonius' sei. Gemeint war natürlich die Skalierung auf einem Meßschieber, da ich damals aber nicht aufgepasst hatte, wußte ich es nicht, und schrieb statt dessen als Antwort 'Eine ungarische Pferderasse' - was absolut der Wahrheit entspricht, aber leider nicht gefragt war.
Die Schüler/innen dieser Klasse kamen mir alle extrem erwachsen vor, obwohl sie kaum älter waren als ich!
Das ist eine der Beobachtungen, die ich im Laufe meiner Schulzeit gemacht habe: Die Mitschüler/innen entwickelten sich vor meinen Augen an mir vorbei, überholten mich jedesmal. Immer wenn ich eine Klasse tiefer gegangen bin, passierte dasselbe: Auf einmal waren sie mir alle wieder weit voraus, und ich wußte wieder nicht, warum, wie sie das machten, ohne daß ich ihren Trick bemerkte.
(Selbst meine Geschwister haben mich inzwischen weit überholt, habe ich das Gefühl, obwohl sie doch alle jünger sind!!)

 

Gymnasium 2 - nochmal Klasse 8:
Jedenfalls habe ich zum Ende des Schuljahres diese Klasse wieder verlassen, weil meine Noten in Englisch absolut nicht ausreichten (Da hier alle mit Englisch angefangen hatten; mit Latein anzufangen, war auf dieser Schule nicht möglich). In der Klasse drunter kam ich eine Weile ganz gut zurecht, anfangs war ich außerdem noch die 'Neue', war etwas Interessantes, wie alles, was neu ist, aber das flaute recht schnell ab, da ich mich nicht ihrer Neugier entsprechend verhielt. Ehrlich gesagt weiß ich auch heute noch nicht, wie ich mich richtig verhalten hätte, ich weiß auch nicht was ich eigentlich falsch gemacht habe, aber ich war eben einzelgängerisch, und stand nicht bei den anderen in den Pausen, und das war vermutlich ein Verbrechen.
Währen der ersten zwei Jahre in dieser Klasse, in der ich 4 1/2 Jahre blieb, passierte einmal etwas, was mir im Nachhinein zu denken gab, mich in dem Moment aber schlicht geärgert hat: Zwei Mädchen, Zwillinge aus einer Parallelklasse, die mich schon öfter mal geärgert hatten, gingen in der Nähe von mir die Schultreppe hinunter, und eine von beiden stellte mir auf der Treppe ein Bein, so daß ich stolperte. Ich versuchte ganz sachlich zu bleiben, und nahm meinen Mut zusammen, um endlich einmal herauszufinden, warum sie das machten, und so fragte ich sie eben, was sie gegen mich hätten. Als Antwort bekam ich zu hören: "Du bist so komisch!" Ich war verblüfft, wieso war ich komisch? Aber anstatt an dieser Stelle nachzuhaken, merkte ich nur an, ziemlich lahm, weil es mir absolut an Schlagfertigkeit mangelt: Ach, ich bin also komisch, und was seid ihr dann? - Nun, nicht komisch, bekam ich als Antwort!
Meine Noten waren durchschnittlich von der Zeit an, allerdings oft recht wechselhaft. In Mathematik hatte ich zum Beispiel von Einsen bis Sechsen das ganze Spektrum (wobei Einsen wesentlich häufiger waren als Sechsen, die ich, nach meiner Erinnerung nur einmal zu der Zeit hatte in Mathe). Es hing immer von meiner Motivation und meinem Interesse am jeweiligen Fach ab, ob ich gut war, oder schlecht. Für Geschichte, Politik und Ähnliches konnte ich mich nie begeistern, ergo stand ich durchweg schlecht. In Deutsch sackte ich ebenfalls zunehmend ab, da nicht mehr Rechtschreibung und Grammatik gefragt waren, sondern immer stärker Textinterpretationen und Analysen. Allgemein gesehen war ich eben recht mittelmäßig, das änderte sich auch in der Oberstufe kaum, nur daß hier der krasse Gegensatz in den meisten Fächern zwischen kaum bis keine mündliche Mitarbeit und recht guter bis sehr guter schriftlicher Mitarbeit stärker sichtbar wurde. Leider wurde auch mehr Gruppenarbeit gefordert, was für mich schon sowieso etwas 'nicht so tolles' bis 'absolut verabscheuungswürdig' war. Gruppenarbeit lief immer auf eine von zwei Arten ab: Entweder, ich machte so gut wie gar nichts, hielt die Klappe, und war am Rande, das kam häufiger vor (dann wurde ich angeranzt, warum ich immer die anderen arbeiten ließe), oder aber, wenn ich Ahnung hatte, ich machte so gut wie alles alleine, und die anderen konnten fast nur zugucken; was 'echte' Gruppenarbeit ist, habe ich nie erfahren können, da war ich einfach nicht fähig zu, und ich denke, daß das immer noch so ist... (zumidest war es so in der Ausbildung, die ich vorletzten Herbst anfing, und letzten Februar abbrach...)

In der zwölften Klasse kam ich dann auf die Idee, daß ich für ein halbes Schuljahr nach England wollte, und da ich es mir absolut in den Kopf gesetzt hatte, zog ich es mit großer Unterstützung meiner Eltern auch durch, dorthin zu dürfen. Allerdings mit der Bedingung von Seiten der Schulleitung, daß ich dann die zwölfte Klasse wiederholen müsse, da die Abiturphase (12+13) nicht unterbrochen werden dürfte durch einen Auslandsaufenthalt, und ausländische Bildungsnachweise nicht gelten könnten. Diese Bedingung tat mir nicht weh, da ich mich sowieso in keinster Weise an die Klasse gebunden fühlte, und ich außerdem in der Stufe darunter einige Lehrer hatte, die mir mehr zusagten als die vorherigen. Außerdem hatte ich so die Chance, mich später in einigen Fächern ein wenig zu verbessern.