Wie es weiterging...

 

Nach dem Abitur:
Nun - nach dem Abitur hatte ich vor zu studieren - Sonderpädagogik entweder in Dortmund oder in Köln.
Ich besuchte in den 'langen Ferien' noch eine Woche lang die 'Sommeruniversität für Frauen in Naturwissenschaft und Technik' (oder so ähnlich...) an der Uni Duisburg. Das fand ich extrem interessant, und ich entschied um, daß doch die Naturwissenschaften eher für mich geeignet seien, als ein sozialwissenschaftliches Fach - da ich auch naturgemäß immer schon den 'Forscherdrang' hatte, und alles erkunden mußte, per Mikroskop und reiner Neugier...
Dort, in der Sommeruni, entschied ich mich für ein Physikstudium. Die Chancen standen gut, viele Plätze, wenige Bewerber, und mein Interesse war auch da.

Kurz danach bekam ich ein anderes Angebot: Ein kombiniertes Studium Maschinenbau mit einer Ausbildung als Industriemechanikerin - das klang sehr verlockend, und so überlegte ich, daß ich dort erstmal den Eignungstest machen würde, um zu sehen, ob ich dort genommen würde, und wenn nicht, konnte ich immer noch bei der Physik bleiben.

Bevor das losging habe ich aber erstmal noch 4 Wochen 'gearbeitet' um mir ein bißchen Geld zu verdienen, da ich auf ein Notebook sparte...
Ich arbeitete also in der 'Hüttenschänke' von HKM - ziemlich schwer, fand ich. Ich fand es ziemlich schwierig auf alles zu achten, was dort gefragt war, habe mich an Gesprächen nicht beteiligt, war sehr still, und habe auf Fragen nur sehr kurz und knapp geantwortet - ich glaube, man hielt mich dort für eingebildet und doch blöde...
Zwischenzeitlich war ich auch dort so fertig, daß ich zu Hause geheult habe. Es war wie unter Dauerhochspannung zu stehen - aber den Vergleich kenne ich ja schon lange...
Ein Tag, nachdem ich dort aufhörte, begann schon die Ausbildung bei HKM (die Tests und Bewerbungsgespräche fanden alle während meiner Zeit in der Hüttenschänke statt)

 

Ausbildung zur Industriemechanikerin:

Also, zu Beginn der Ausbildung fand ein sogenanntes 'Einführungsseminar' statt - eine Woche auf der Wolfsburg in Mülheim (übernachtet wurde aber ganz normal zu Hause).
Dort sollten sich alle so ein bißchen kennenlernen - naja, ich muß zugeben, ich lernte nicht viele kennen, ein paar Namen, ein paar Gesichter, und ein paar konnte ich hinterher sogar einander zuordnen...
Insgesamt hat mir die Woche doch recht gut gefallen. Wir machten eine Besichtigungstour durch HKM - Klasse! Wir hatten verschiedene Seminare, zu Arbeitssicherheit, Recht, Gesundheit, ... und leider mußten wir zu jedem Thema in Gruppenarbeit eine 'Metaplan'-Wand herstellen. Eine Metaplan-Wand ist eine Stellwand, auf die mit Heftzwecken Papier in verschiedenen Farben und Formen, beschriftet in Druckbuchstaben nach einem Prinzip angeheftet werden - möglichst gut übersichtlich, interessant gestaltet und nachvollziehbar von der Anordnung. Die Sache mit dem Metaplan selber war interessant - und alleine könnte ich das bestimmt hervorragend, wie sich auch in einer 'Teamarbeit' zum Thema 'Was ist ein Hochofen und wie funktioniert er?' gezeigt hat.
Wir waren zu dritt - nach der Besichtigungstour sollten wir halt einen Vortrag darüber ausarbeiten. Also habeich das auch getan - leider hatten die anderen beiden nicht so arg viel zu tun, weil ich alles alleine machte, und was ich ihnen auftrug zu tun, machte ich hinterher meist in der Pause dennoch noch einmal selber, weil es mir nicht gefiel - das ist anscheinend meine Version von 'Teamwork'. Auch den Vortrag hinterher hielt ich alleine - und eine Ausbilderin meinte hinterher 'Da hört man schon die zukünftige Ingenieurin heraus'. Dabei war ich vor, während und nach dem Vortrag am Schwitzen und am Zittern... Aber irgendwie auch sehr stolz, das alleine gemeistert zu haben. Wenn ich einen Teil des Vortrags den anderen beiden überlassen hätte, hätte ich die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, die Kontrolle zu verlieren - die Kontrolle über das 'Projekt' - und Kontrollverlust ist für mich eines der schlimmsten Dinge... :-(. Auch bei einer anderen 'Teamarbeit' in dieser Woche lief es fast so ab: Es sollte aus Papier ein Turm gebaut werden, möglichst hoch und haltbar - ich ließ keine Ideen neben meinen eigenen gelten! Es muß allerdings dazu gesagt werden, an dem Tag ging es mir schlecht, wir hatten nur begrenzt Zeit, ich stieß eine halbe Stunde nach Projektanfang zu meiner Gruppe dazu, und es hatte noch keiner angefangen - irgendeiner MUSSTE die Sache ja in die Hand nehmen...
Während zahlreicher anderer Metaplan-Wände-Teamarbeiten saß ich allerdings mehr oder weniger passiv dabei, und macht nicht viel - wenn jemand anders schon 'die Zügel in der Hand hält' *kann* ich mich nicht richtig beteiligen!
Es gibt für mich nur zwei Sorten von 'Teamwork' Entweder ich mache alles alleine, und habe die absolute Kontrolle, oder aber 'Toll, Ein Anderer Machts! Und ich lasse es sein, und tue kaum was, und verhalte mich passiv.

Danach die Woche fing erst die Ausbildung in der Lehrwerkstatt 1 an. Wir sollten ein 'Handhabungsgerät' fertigen - eine Art kleiner Roboter aus Stahl - allerdings würden wir (wir drei, die die Ausbildung in Kombination mit dem Maschinenbaustudium machten) nur eine Baugruppe fertig schaffen, bevor wir in die Lehrwerkstatt 2 'rüber müßten.
Zu Beginn war das nur: U-Stahl feilen feilen feilen, nochmal feilen usw. Und ich fing auch noch andauernd an 'abzudriften' zu träumen, und stand dann nur noch passiv mit der Feile in der Hand und dem U-Stahl im Schraubstock an meiner Werkbank... *peinlich* aber auch ein Zettel, auf den ich mir klar und deutlich 'Feilen!' aufschrieb, half nichts dagegen - die Arbeit war einfach so stupide, und eintönig, daß ich dauernd mit den Gedanken wegdriftete - und da ich schlecht zwei Dinge gleichzeitig tun kann, sogar Denken und Feilen - hörte ich automatisch mit letzterem auf, sehr zur Belustigung einiger und zum Ärger der Ausbilder.
Bald kamen andere Aufgaben hinzu, wie Stahl sägen, und danach auch Bohren.

Die Bohrmaschine war wieder ein Kapitel für sich: Zuerst hatte ich echt Angst vor diesem Ding, daß dann auch noch so einen Lärm machte! Und immer, wenn ich das Gefühl hatte, die Kontrolle über den Handschraubstock zu verlieren, schaltete ich sofort die Maschine ab - zu Anfang machte ich sie nur an, bohrte an, sprang fast zurück, und machte wieder aus... ich war schweißgebadet!!! ...
bis ich mich irgendwann einigermaßen traute, etwas kräftiger damit umzugehen.
Danach klappte das Bohren der Löcher ganz gut, ebenso das Senken und Reiben. Einmal brach mir der Drehzahlverstellhebel ab - ich kriege echt alles kaputt - und ich mußte einen neuen als technische Zeichnung anfertigen, damit ein neuer aus Aluminium gedreht werden konnte.
Einmal flog mir ein Bohrschraubstock um die Ohren, der jemandem abgebrochen war, und ich rannte fort, und versteckte mich hinter der nächsten Werkbank.

Gewindeschneiden lernten wir auch - das war recht 'entspannend', aber mir mußte natürlich - wie sollte es auch ander sein - einer der Gewindebohrer abbrechen. Ausgerechnet in einer Sacklochbohrung, wo man das Ding schwierig wieder herausbekommt. Zum Glück hat es doch noch irgendwie geklappt - aber das war mir wieder wahnsinnig peinlich! ;-)

Bald kamen 'Probearbeiten' Das ist eine praktische Übung mit Zeitvorgabe und anschließender Bewertung. Es wurde zwar jede Arbeit, die man machte bewertet, aber hier kam ebven die Zeitvorgabe hinzu, und an der brach sich bei mir alles. Ich arbeitete zu langsam. Ich driftete ab, und da ich mir das bei der Probearbeit konsequent 'verbot' merkte ich auf einmal, daß ich gar nicht so ununterbrochen durcharbeiten konnte - ich vergaß nach einer Weile konzentrierter Feilarbeit auf einmal, nach dem letzten Ausatmen neu einzuatmen! Die ganze Probearbiet wurde zu einer einzigen Qual! - Ich zwang mich zu Dingen, die ich nicht leisten konnte, und mußte doch am Ende einsehen, daß ich es nicht schaffen würde - ich habe von allen am wenigsten geschafft in der vorgegebenen Zeit! Dennoch durfte ich aufatmen: Ich mußte die Arbeit NICHT wiederholen, aufgrund meiner Gründlichkeit und Genauigkeit! Die Dinge, die ich geschafft habe, waren von so guter Qualität, daß es noch zu einer 3 gereicht hat, und ich die Probearbeit nicht wiederholen mußte! Bei der zweiten Probearbeit lief es ähnlich, allerdings war meine Note schlechter - es reichte nur noch zu einer 4, und so kam ich also nur ganz knapp an einer Wiederholung vorbei.

Einschub:
In der Werkstatt trug ich Ohrenstöpsel - ich konnte den Lärm einfach nicht ertragen, die Maschienen, das Durcheinandergerede, die Hammerschläge, Sägen- und Feilgeräusche waren mir einfach zuviel - ich konnte mich kaum konzentrieren. Als ich einmal meine Ohrstöpsel zu Hause vergaß, machte ich prompt Fehler beim Messen, und bohrte eine ganze Reihe Löcher falsch.

Dazu kam, daß mich in zunehmendem Maße ein anderer Azubi veräppelte und ärgerte. Ich verpürte in der Werkstatt nur noch Druck, hielt mich nur daran fest, daß meine 'Kollegin', die dasselbe machte wie ich, zu mir hielt, und mir die 'pure' reine Arbeit in der Werkstatt ja eigenltich auch Spaß machte - ich ginge gerne mit Werkzeugen um, ich bearbeitetet gerne die Werkstücke - allerdings in meinem eigenen Tempo! In den Pausen mußte ich mich absondern können, ich brauchte diese 'Regenerierungszeit' für mich alleine. Nachdem einige in den Pausen aber Mist gebaut hatten, durfte niemand mehr, auch ich nicht, in den Pausen in den Schulungsräumen sitzen - die Pausen wurden zur zusätzlichen Belastung statt zur Entspannungszeit! Und die Neckereien wurden auch schlimmer. Zwei- oder dreimal wehrte ich mich - als er imme rin mein Ohr irgendetwas wie 'SSSUUMMM' oder so machte, rastete ich total aus, und drückte ihn weg - ich hatte einen totalen Kurzschluß, und hinterher habe ich mich so mies gefühlt, daß ich lange keinen Ton gesagt habe, und kaum arbeiten konnte. Ein anderes Mal habe ich ihn so im Vorbeigehen vor das Schienbein getreten, nach einer Ärgerei - so halbbewußt, als sei das gar nicht mein Fuß, der das tut... Außerdem war ich imemr irritierter, weil er zwischendurch imemr ganz freundlich tat/war - ich konnte ihn bis zum Schluß nicht einschätzen.

Das Studium Maschinenbau:
Etwa einen knappen Monat nach der Ausbildung begann dann das parallele Studium in Maschinenbau. Das bedeutete dann: Montags, Mittwochs und Donnerstag in der Werkstatt, Dienstags un Freitags an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld. Dort waren es Montags 8 Pflichtstunden, plus zusätzlich ein Tutorium, Freitags 9 Pflichtstunden, plus zeitweise noch ein Englischkurs. Beim Tutorium Dienstags bin ich nie gewesen - solange habe ich es selbst zu Beginn nicht ausgehalten. Den Englischkurs habe ich, soweit ich mich erinnern kann, dreimal besucht, dann auch nicht mehr. Da ich Schwierigkeiten habe, gleichzeitig zuzuhören, und zu schreiben, habe ich in den Vorlesungen in Mathematik, Statik und Technischer Mechanik kaum etwas mitbekommen, von dem, was nicht an der Tafel stand - das schrieb ich ja auf! Zu Anfang habe ich es wenigstens noch geschafft, die Pflichtstunden dazubleiben - aber letzten Endes wurde der Streß mir so groß, daß ich nach 4-5 Stunden gehen 'mußte' - ich habe es länger nicht ausgehalten! Ich war immer so kaputt in diesem halben Jahr, daß ich es nicht ein einziges Mal geschafft habe, mir zu Hause noch einmal irgendetwas anzuschauen, was für das Studium eventuell wichtig wäre - ich war nur froh, da raus zu sein. :-(
Zum Ende des Semesters hin, fingen auch noch Veräppeleien an der FH statt - ich dachte ehrlich, dort seien die Studenten etwas reifer als die Azubis in der Werkstatt, aber ich mußte feststellen, daß ich mich getäuscht hatte. Nun war ich auch tatsächlich dort sehr alleine, sehr abgesondert, aber daß man einen deswegen ärgern muß, war mir nicht klar. Zum Glück geschah dies fast nur, wenn meine unmittelbare Kollegin nicht da war - als ob sie eine Art Schutz für mich sei...

 

Das Ende...
Nach Neujahr hatten wir noch einen Blech- und Kunststofflehrgang, der sehr interessant war, und auch Spaß machte - Bleche in verschiedenen Dicken schneiden, biegen, sicken,
(Was ich daraus noch machte, kann man hier sehen.)..., Kunststoff feilen, schweißen, bohren, ...

und danach kamen wir dann in Werkstatt 2, wo wir Drehen und Fräsen lernen sollten.
Wie erwartet, hatt ich erstmal ziemlich Schiß vor der Drehmaschine - nach anfänglichen Berührungsängsten, und häufigem einen-halben-Meter-zurückspringen-vor-Schreck machte mir das Drehen echt Spaß, wesentlich mehr auch als das Bohren zuvor.
Ehrlich hätte ich mir eine Drehbank sogar gerne in den Keller gestellt, um dort jederzeit die Möglichkeit zum Drehen zu haben....

Dann stand die Probearbeit Nummero 3 an... das sollte dasselbe sein, wie Nummer 2. aber mit einigen zusätzlichen Bearbeitungsaufgaben. Deswegen war ich an dem Morgen der Probearbeit schon total am Ende als ich die Aufgabenblätter und das Werkstück entgegennahm - ich war nicht mal in der Lage, den Arbeitsplan zu schreiben - mein Hirn war so leer, wie das All an seiner masseärmsten Stelle, absolutes Vakuum. Nach einer Weile spürte ich nur, wie mir Tränen hochstiegen, ich kämpfte sie herunter, und lief zur Toilette, schloß mich dort ein, und heulte. Vor Panik, vor Versagensgewißheit - ich hatte die Arbeit davor gerade so eben mit Müh' und Not geschafft - diese hier 'konnte' ich gar nicht schaffen! Man hatte Schwierigkeiten, mich dort wieder herauszubekommen - ich konnte kaum mehr einen Schritt tun, machte oft einen Schritt vor, nur um dann wieder zurückzustolpern.
Ich schämte mich auch so wahnsinnig für meine Heulerei, mein Scheiß-Verhalten, meine Blödheit und Langsamkeit - und meine dumme Übergenauigkeit, die auch nicht dazu beitrug, daß ich schneller wurde!
Jedenfalls mußte ich dann in das Büro des Ausbilder-Chefs, wo ich fast nicht reden konnte, und nur aufschrieb.
Dann mußte mein Vater noch dazu kommen.
Dann mußte ich noch zum Werksarzt.
Dann gab es nur noch ein Hin und Her - ich habe kaum noch etwas mitbekommen - nur, daß ich entweder abbrechen muß, oder mich auf ungewisse Zeit krankschreiben lassen, um dann das Ganze von vorne zu beginnen - grausame Vorstellung zu dem Zeitpunkt!
Der Ausbildungschef verwirrte mich - mit Absicht, wie er sagte, um mich in eine Drucksituation zu bringen, und meinem Vater vorzuführen, wie total willenlos, sprachlos und panisch ich in solchen Situationen sei! Ich war nicht mehr in der Lage zu antworten oder sonst irgendwas zu tun. In meinem Kopf herrschte nur das totale Chaos. Ich war am Ende, und wollte nur noch da raus. Schlußendlich lief es auf einen Aufhebungsvertrag hinaus, der aber erst in Kraft treten sollte, nachdem ich für einige Zeit krankgeschrieben wurde. - damit ich zumindest das halbe Jahr voll habe, um Arbeitslosengeld beantragen zu können, da ich mich ja dort melden müßte, weil ich ja nichts mehr hatte...

Das waren ebenfalls harte Zeiten - mehrmalige Besuche beim Arbeitsamt, die ich nur halbbewußt überstand. chlußendlich dann die Ablehnung meines Antrages - Mindestbeschäftigungsdauer sei nicht ein halbes Jahr, sonder ein volles Jahr - was zuvor aber keiner wohl wußte, und was die mir bei den ersten Besuchen auf dem Arbeitsamt auch nicht gesagt haben - dann hätte es mir viel Streß erspart!
Jedenfalls hatte ich danach auch noch Termine in der Autismusambulanz Linker Niederrhein und war auch inzwischen beim Neurologen, und habe meine offizielle Diagnose über Asperger Syndrom bekommen.

Juni 2004:
Nun ist wieder eine ziemlich lange Zeit vergangen.
Inzwischen mache ich wieder eine Ausbildung. Eine, die mir wirklich liegt. In medizinischer Richtung. Mehr Details werde ich nicht verraten, wer es wissen möchte, kann mich ja fragen ;-).
Nur eines: Diesen Ausbildungsplatz hat mir jemand geschenkt, der mich wahnsinnig liebt (rate mal, wer das wohl sein könnte - wenn Du meine Webseite aufmerksam gelesen hast, weißt Du es vermutlich schon ;-)) trotz wirklich vieler Widrigkeiten. Ich habe wirklich gelernt IHM zu vertrauen.